21.03.2003-Sumpfbiber im Rosengarten

Immer wieder rufen besorgte Bürger beim Umweltamt der Stadt Neuss an, um auf das Auftreten von Bisamratten im Rosengarten aufmerksam zu machen.

Oft handelt es sich hier jedoch um eine Verwechslung: Nicht Bisame, sondern Sumpfbiber haben es sich auf der Insel im Weiher gemütlich gemacht. Sumpfbiber, auch Nutrias genannt, gibt es bereits seit einigen Jahren im Neusser Stadtgebiet.
Diese Nagetiere stammen ursprünglich aus Südamerika und wurden als Zuchttiere 1926 nach Deutschland eingeführt. Immer wieder entwichen die Tiere, die wegen ihres schönen Pelzes und ihres Fleisches gezüchtet wurden, aus den Farmen und gründeten Populationen im Freiland. Seit 1990 hat die Zahl der Sumpfbiber im Freiland deutlich zugenommen, da seit dieser Zeit massiv Anti-Pelz-Kampagnen stattgefunden haben, was zu einem Einbruch des Weltmarktpreises führte. Viele Farmbetriebe wurden daher unrentabel und die Züchter ließen oftmals ihre Tiere frei.
In Neuss hat man Nutrias zuerst in der Erft entdeckt, von wo aus sie sich über die Obererft bis in den Rosengarten verbreitet haben. Bisamratte und Sumpfbiber sehen sich zwar auf den ersten Blick durchaus ähnlich, doch wenn man genau hinsieht, stellt man wesentliche Unterschiede fest: Sumpfbiber sind deutlich größer als Bisamratten, die Kopf-Rumpf-Länge kann bis zu 65 Zentimeter betragen und der Schwanz kann nochmals bis zu 45 Zentimeter lang werden. Bisamratten dagegen werden nicht größer als 40 Zentimeter mit einer Schwanzlänge von höchstens 25 Zentimeter. Zudem ist der Schwanz der Nutrias drehrund und fast unbehaart, während Bisamratten einen seitlich zusammengedrückten Schwanz besitzen, der geschuppt und mit vereinzelten Härchen besetzt ist. An den Hinterfüßen besitzen Sumpfbiber Schwimmhäute zwischen den inneren vier Zehen, Bisamratten dagegen haben nur Schwimmborsten an den Hinterfüßen.
Auch unterscheiden sich die beiden Arten in der Gestaltung ihrer Bauten: Sowohl Bisamratte als auch Sumpfbiber graben entweder Gänge in die Uferböschung oder bauen Nester und Burgen aus Schilf und anderem Pflanzenmaterial, die Eingänge der Nutrias liegen jedoch immer über dem Wasser, während die Bisamratte ihre Eingänge unter Wasser anlegt. Sumpfbiber sind ausgezeichnete Schwimmer und tauchen auch gut. Ihr Futter besteht hauptsächlich aus Wasserpflanzen, doch auch Süßwassermuscheln, Amphibien oder kleinere Fische verschmähen sie nicht. Nutrias machen sich auch gerne über Kräuter, Feld- und Gartenfrüchte her, und wenn die Nahrung im Winter knapp wird, nagen sie zudem an Wurzeln und der Rinde von Weichhölzern.
Übrigens: Werden die Tiere gereizt oder fühlen sie sich bedroht, dann äußern sie dies durch Knurren, Brummen und Fauchen. Wenn sie bedrängt werden, dann wehren sie sich tapfer mit ihren großen, auffällig orange gefärbten Nagezähnen. Zu nah sollte man einem Sumpfbiber aber sowieso nicht kommen, denn im Fell der Tiere können neben Flöhen auch Zecken und Läuse leben. Und auch wenn Sumpfbiber putzig aussehen und Spaziergänger gerne versuchen, sie durch Füttern anzulocken, sollte man dies unbedingt unterlassen, da hierdurch auch Ratten angelockt werden.*