27.11.2003 - Neusser Engagement für fairen Handel wird von Landesregierung als "Best-Practice-Beispiel" ausgezeichnet

Die Stadt Neuss ist jetzt von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für ihre Aktivitäten zur Förderung des fairen Handels (Projekt „fairneuss“) als „Best-Practice-Beispiel“ geehrt worden.

Dieses Prädikat erhalten kommunale Aktivitäten, die sich durch ihren Vorbildcharakter für praktizierte Nachhaltigkeit und hohen Innovationsgehalt auszeichnen und einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Nordrhein-Westfalen leisten. Die Auswahl der "Best-Practice-Beispiele" für sechs Themenbereiche erfolgte durch Auswahlgremien, die sich unter anderem aus Vertretern von Wissenschaft und Praxis zusammensetzten. Eine Übersicht über die vom Land NRW prämierten "Best-Practice-Beispiele" wird auf der zur Zeit in Bonn stattfindenden Bilanz- und Perspektivkonferenz der Agenda 21 NRW durch eine Ausstellung sowie eine CD-ROM gegeben. Bürgermeister Herbert Napp zeigte sich hocherfreut, dass das jahrelange Engagement von Neuss für den fairen Handel in diesem Rahmen gewürdigt wird. "Wir werden diese neuerliche Auszeichnung neben dem uns von Transfair im Jahre 2001 verliehenen Titel der "Hauptstadt des fairen Handels" und der Auszeichnung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit im September diesen Jahres mit Stolz tragen und als Ansporn für weitere Aktivitäten begreifen", so der Neusser Bürgermeister. Als im Jahre 1991 auf Initiative einer neu gegründeten kleinen sehr aktiven Gruppe, der Neusser-Eine-Welt-Initiative, in einer Ratssitzung zum ersten Mal der so genannte "Nicaragua-Kaffee" ausgeschenkt wurde, hätte sich wohl keiner der Beteiligten gedacht, dass die Förderung des fairen Handels und die Eine-Welt-Arbeit in Neuss zehn Jahre später zu einem etablierten freiwilligen kommunalen Aufgabenbereich zählen würde, der sich mitbestimmend auf das Profil und Image der Stadt auswirkt.Kommunale Aktivitäten sind symbolisch. Dies gilt auch für die Nutzung fair gehandelter Produkte. Politik und Verwaltung sind aufgerufen, eine Vorreiterrolle zu übernehmen und zu verdeutlichen, daß jeder durch sein Konsumverhalten einiges für die Menschen in anderen Kontinenten tun kann. Der mit diesen Produkten verbundene Mehrpreis ist keine mildtätige Spendenleistung, sondern die selbstverständliche Anerkennung einer hervorragenden und umwelt- und sozialverträglich hergestellten Produktqualität. Daher nutzt die Stadt Neuss seit 1991 konsequent und in zunehmendem Maße fair gehandelte Produkte für den städtischen Eigenbedarf und setzt fair gehandelte Produkte als Werbeträger für den fairen Handel und den Eine-Welt-Gedanken ein. Die Stadt möchte ihre Bürger dazu anregen, ihrem Beispiel zu folgen und in ihrem Konsumverhalten verstärkt auch Gesichtspunkte der Sozial- und Umweltverträglichkeit zu berücksichtigen. In Neuss ist das kein Problem, denn Transfair-Produkte finden sich nahezu in jedem Lebensmittelgeschäft.Seit 1991 gibt es im Stadtrat und in den Ausschüssen der Stadt ausschließlich fair gehandelten Kaffee " pro Jahr werden rund 800 Pfund Kaffee verkonsumiert. In der Folgezeit wurden und werden in wachsendem Umfang auch andere faire Produkte wie Schokolade und Tee gekauft und bei öffentlichen Anlässen aktiv als Werbemittel für den fairen Handel eingesetzt; so zum Beispiel beim Neujahresempfang oder als Abschlusspräsent für Kinder bei Rathausführungen, als Preise im Rahmen des Einsatzes des Spielmobils und als Anerkennung für die "Sternsinger". Selbstverständlich sind auch die Martinstüten mit fairen Produkten gefüllt. Ein Highlight zum fairen Handel ist sicher die Neusser Idee von Bürgermeister Napp, als erster Bürgermeister im Bundesgebiet Schokoriegel, Schokotafeln, Bonbons und Kaffeeproben als Wurfmaterial im Karneval einzusetzen. Die Stadt freut sich deshalb sehr, daß in diesem Jahr fast alle Karnevalshochburgen im Rheinland dem Neusser Beispiel im Rahmen der Landeskampagne "jecke Fairsuchung" gefolgt sind. Ein wichtiger weiterer Baustein der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Neuss im Rahmen der Eine-Welt-Arbeit besteht in der Förderung von Produkten, die unter Verzicht auf Kinderarbeit hergestellt werden. Ein Beispiel sind Sportbälle, die überwiegend von Kindern zusammengenäht werden, Kindern, die in dieser Zeit nicht zur Schule gehen können und damit von vorneherein von sozialem Aufstieg ausgeschlossen sind. Bereits mehrmals war es der Stadt Neuss mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse möglich, allen Neusser Vereinen fair gehandelte Hand-, Fuß- und Volleybälle zur Verfügung zu stellen. Die Vereine erhielten so die Möglichkeit, sich von der Qualität dieser Bälle selbst zu überzeugen und wurden angeregt, die Problematik der Kinderarbeit bei der Herstellung von Sportartikeln im Verein zu thematisieren. Daneben hat sich der faire Handel als fester Bestandteil vieler städtischer Events etabliert: Ob beim Hanse- oder Schützenfest, bei Sport- oder sogar Wahlkampfveranstaltungen - der faire Kaffee ist selbstverständlich immer dabei. Alle diese Aktivitäten haben sicherlich dazu beigetragen, dass zwischenzeitlich bereits eine Reihe anderer Institutionen davon überzeugt werden konnte, dem Vorbild von Rat und Verwaltung zu folgen. Bei der Sparkasse Neuss, einigen Schulen, den Neusser Kirchengemeinden und einer Reihe von Neusser Wirtschaftsbetrieben gibt es nur noch fair gehandelten Kaffee. Dies hat die Stadt dazu bewogen, als Modellstadt an einer Großverbraucherinitative teilzunehmen, die im Herbst dieses Jahres zur Förderung fairen Kaffees gestartet wurde. Bürgermeister Napp dankte besonders der Neusser Eine-Welt-Initiative NEWI e.V. und ihrem Vorsitzenden Manfred Holz. Dank dem unermüdlichen Einsatz von Holz und seinen Mitstreitern und dem offenen und fairen Dialog mit Politik und Verwaltung sei es gelungen, daß der faire Handel und das damit verbundene Problembewusstsein in Neuss diesen Stellenwert einnimmt und sich eine so vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit entwickelt hat.*