14.06.2005 - Die neue Saison der Neusser Zeughaus Konzerte - Mit 55 Jahren voller Überraschung

Neuss (PN/Fi). Mit unverhohlenem Stolz präsentierte Dr. Rainer Wiertz, der Kulturreferent der Stadt Neuss, jetzt eine Reihe üppiger Prachtbände – sämtliche Gästebücher, die, seit es die Neusser Zeughaus Konzerte gibt, beinahe zu einem Who is Who der nationalen und internationalen Klassik-Szene angewachsen sind.

Und es ist wirklich erstaunlich, wer sich im Laufe der bisherigen 55 Spielzeiten in dem historischen Bau am Freithof hat hören lassen: Legenden wie der französische Komponist Jean Françaix oder der Cellist Enrico Mainardi und der Pianist Nikita Magaloff, die Festival Strings Lucerne und das Raschér Saxophone Orchestra, dann aber auch die junge Garde, vertreten durch die Dirigentin Graziella Contratto und das Mandelring Quartett - sie alle fanden Worte des höchsten Lobes für den Saal, die Betreuung und das »außerordentlich kunstverständige Neusser Publikum« (Wiertz), das ihre höchstkarätigen Leistungen zu würdigen wußte. Gründe für die Ausstellung dieser »Heiligtümer«, die nur selten zu besichtigen sind, waren das »halbrunde« Jubiläum und die Erläuterungen zum Programm der 56. Spielzeit, die natürlich in ihrer Mischung aus Repertoire und ungewohnten Darbietungen an die lange Tradition der Zeughaus Konzerte anknüpft. Wieder gibt es acht Konzerte internationaler Solisten und fabelhafter Ensembles sowie ein Sonderkonzert – neun Veranstaltungen also, die vom Oktober 2005 bis zum April 2006 für viel Abwechslung und Gemütsergötzung sorgen werden. Den Auftakt der Reihe bildet am 18. Oktober 2005 ein guter Bekannter der Neusser Musikfreunde: der überragende lyrische Tenor Christoph Prégardien, der in einem Franz Schubert und Robert Schumann gewidmeten Liederabend von dem exzellenten Hammerflügel-Spezialisten Andreas Staier begleitet wird. (K)ein Va banque-Spiel gibt es am 2. November beim ersten WDR-Kammerkonzert der Spielzeit: Zwar stehen weder das Programm noch die Mitwirkenden fest, doch der Abend wird in jedem Falle von einem Spitzen-Ensemble bestritten – denn es kommt der Preisträger des diesjährigen Paolo Borciani Streichquartett-Wettbewerbs von Reggio Emilia, dessen bisherige Sieger immer von allererstem Kaliber waren. Beim zweiten November-Konzert, das am 22. des Monats stattfindet, gastiert das Arcangelo Trio, das sein Programm unter das Motto »Händels italienische Reise« gestellt hat. Der phänomenale Blockflötist Daniel Rothert und seine Kollegen Markus Möllenbeck (Violoncello) und Gerald Hambitzer (Cembalo) präsentieren Musik des deutsch-englischen Großmeisters sowie von Komponisten, die er während seiner frühen Lehr- und Wanderjahre jenseits der Alpen zumindest dem Namen nach kennengelernt hat. Danach kommt ein junger Starpianist ins Zeughaus Neuss: Martin Stadtfeld, der als erster bundesdeutscher Pianist im Jahre 2002 den Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig für sich entscheiden konnte. Dass er den Ersten Preis dieses ehrwürdigen Wettbewerbs, der seit 14 Jahren nicht mehr vergeben wurde, verdient hat, zeigt er am 6. Dezember mit der Interpretation zweier Bach-Konzerte, bei denen er von den Festival Strings Lucerne begleitet wird. Ein Sonderkonzert, das seinen Namen wahrlich zu Recht trägt, folgt am 18. Januar 2006, wenn das Ensemble Oni Wytars mediterrane Musik aus fünf Jahrhunderten und verschiedenen Kulturkreisen aufführt. Diese Veranstaltung, die den Besuchern mit einer Reihe ungewöhnlicher Instrumente bekannt machen wird, findet im Rahmen des Projektes »das 3. Ohr« des Kultursekretariats NRW statt. Das nächste Konzert bestreiten die Kammerphilharmonie Kattowitz unter der Leitung von Achim Fiedler und der Pianist Christoph Soldan am 6. Januar 2006, und das mit Musik zweier Komponisten, die zu den berühmten Geburtstagskindern des Jahres gehören: Wolfgang Amadeus Mozart (250. Geburtstag) und Dmitri Schostakowitsch (100. Geburtstag). Zwei Klavierkonzerte des Klassikers aus den frühen Wiener Jahren flankieren die tragisch-düstere und aufwühlende Streichersymphonie op. 110a, die Rudolf Barshai schon vor vielen Jahren nach dem achten Streichquartett seines Freundes Schostakowitsch arrangiert hat.Im zweiten WDR-Kammerkonzert wird Neuss einen wahrhaft außergewöhnlichen Pianisten aus Russland kennenlernen: Evgeni Koroliov, der sich besonders durch seine Bach-Interpretationen und sein unerhört farbiges Debussy-Spiel einen Namen gemacht hat: Am 16. Februar 2006 wird der Künstler mit Präludien und Fugen von Johann Sebastian Bach und Préludes von Claude Debussy eine in sich geschlossene Vorstellung davon geben, wie er sich die wahre Art, das Clavier zu spielen, denkt. Die bereits angesprochenen Jubilare hat auch das bekannte, seit langen Jahren etablierte - und 2002 mit dem Preis der Royal Philharmonic Society ausgezeichnete - Londoner Nash Ensemble für sein kommendes Neusser Konzert ausgewählt. Eines der beiden Klavierquartette von Mozart sowie das Klavierquintett von Schostakowitsch umschließen Lieder beider Komponisten, die von der vorzüglichen Sopranistin Ruth Ziesak gesungen werden. Die Saison 2005/06 geht am 9. April, am Palmsonntag also, mit einem kirchenmusikalischen Hauptereignis zu Ende: der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Der Dresdner Kammerchor und das Kölner Kammerorchester sowie eine sechsköpfige Solistenriege unter der Leitung von Helmut Müller-Brühl interpretieren das immense Oratorium, das bis heute nichts von seiner suggestiven Kraft verloren hat. Das vollständige Programm zur Zeughauskonzertsaison 2005/2006 gibt es in der Tourist-Info, der Info-Theke des Rathauses, dem Kulturamt sowie in vielen öffentlichen Gebäuden oder digital im Internet unter www.neuss.de. Weitere Infos und Abonoments können bis zum 12. August 2005 im Kulturamt unter der Rufnummer 02131/904111 erhalten. Der Einzelkarten Vorverkauf beginnt am 12. September 2005 in der Tourist-Info, Büchel 6, Telefon 02131/273242, und bei allen weiteren an das NRW-Ticketsystem angeschlossenen Vorverkaufsstellen.

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