07.11.2018 - Sharon Kam und das Jerusalem Quartet spielen Haydn, Schostakowitsch und Brahms

Die Klarinettistin Sharon Kam ist den Freunden der Zeughauskonzerte Neuss ...

... längst keine Unbekannte mehr, und auch ihr Bruder, der Bratscher Ori Kam, hat sich in der traditionsreichen Kammermusikreihe schon mit großem Erfolg präsentiert. Kein Wunder also, dass die Geschwister gern an den Rhein kommen und sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um dem Publikum ein möglichst breites, farbenreiches Repertoire nahezubringen.

 Bei ihrem kommenden Gastspiel am Montag, 19. November 2019, 20 Uhr, werden die beiden Künstler im Zeughaus Neuss, Markt 42-44, mit einer beachtlichen „Verstärkung“ und einem geradezu klassisch ausgerichteten Programm aufwarten: Die Geiger Alexander Pavlovsky und Sergei Bresler sowie der Cellist Kyril Zlotnikov, mit denen Ori Kam das Jerusalem Quartet bildet, beginnen den Abend mit dem Streichquartett op. 76 Nr. 5 G-dur von Joseph Haydn, dem ersten der sechs Werke aus dem Jahre 1796, die nach ihrem Widmungsträger als „Erdödy-Quartette“ bezeichnet werden und einen Gipfel in dem reichen Kammermusikschaffen ihres Verfassers darstellen.

 Welche Rolle Joseph Haydn für Dmitrij Schostakowitsch gespielt hat, lässt sich an verschiedenen Schöpfungen ablesen: In seinem ersten Klavierkonzert zitiert er vergnügt das Hauptthema der großen D-dur-Sonate, seine neunte Symphonie tänzelt über weite Strecken mit Haydn'scher Leichtigkeit dahin – und auch im Kreis der frühen Streichquartette findet sich die eine oder andere spielerische Geste, die ihren Weg von Esterháza gen Osten gefunden hat. Das zweite Streichquartett freilich, das Schostakowitsch im Jahre 1944 und somit in direkter zeitlicher Nähe sowohl zu seiner tragischen achten Symphonie als auch des scharfkantigen Klaviertrios komponiert hat, hält sich von lockeren Gesten begreiflicherweise fern: Der Krieg geht zwar seinem Ende zu, aber welch ein Ende ist das?! Selbst der dritte der vier ungewöhnlichen Sätze, ein Walzer, gehört eher in die Kategorie der Totentänze als aufs blankpolierte Parkett anachronistischer Hofopernbälle.

 Der versöhnliche Ausklang ist freilich garantiert. Sharon Kam und das Jerusalem Quartet beenden ihr gemeinsames Konzert mit dem 1891 entstandenen Klarinettenquintett h-moll op. 115 von Johannes Brahms – einem jener vier kostbaren Werke, die ihre Existenz dem vorzüglichen jungen Meininger Musiker Richard Mühlfeld verdanken: Wäre ihm der alternde Brahms nicht begegnet, so hätte er mit seinem zweiten Streichquintett op. 111 seine kreative Tätigkeit eingestellt. Zumindest hat er das seinem Verleger und seinen Freunden gegenüber behauptet. Wenn man indes die vier Juwelen hört, die ihm nach dieser selbstverordneten Pensionierung „entfahren“ sind, liegt der Verdacht nahe, dass es nur eines geeigneten Auslösers bedurfte, um den musikalischen Rückstau zu entfesseln und in das Ebenmaß klassischer Formen zu lenken.

 Vor dem Konzertbeginn gibt Dr. Matthias Corvin ab 19.15 Uhr eine Einführung. Einzelkarten sind an den bekannten Vorverkaufsstellen, über die Karten-Hotline unter 02131/52699999 oder online unter www.zeughauskonzerte.de zuzüglich Servicekosten erhältlich.