Flüchtlingsunterkunft Sporthalle Allerheiligen
Bürgermeister Reiner Breuer verschaffte sich vor der Ankunft der ersten Flüchtlinge einen Überblick vor Ort.
Am Donnerstag, 14. Januar 2016, werden die ersten 101 Flüchtlinge in der Sporthalle Allerheiligen untergebracht. Bürgermeister Reiner Breuer informierte sich jetzt über die Lage vor Ort. In Hinblick auf die Problematik der Unterbringung von Flüchtlingen in einer Sporthalle betont Breuer: „Die Situation ist eine Notlösung und nicht dauerhaft. Wir werden die Entwicklungen der Zuweisungen von Flüchtlingen beobachten und entscheiden dann, wie es weitergeht.“
Der Hallenkomplex ist im Dezember zur vorübergehenden Unterbringung von bis zu 300 Menschen vorbereitet worden. So wurden Feuerlöscher installiert, Notausgänge beschildert und Feuerwehreinsatzpläne erstellt. Für das tägliche Leben der künftigen Bewohner wurde ein Waschraum mit zehn Waschmaschinen, Trocknern und Ausgussbecken hergerichtet sowie Handy-Aufladestationen installiert und eine Kaffeeecke eingerichtet. Zum Schutz des Sportbodens in den Hallen wurde dieser mit einem Bodenbelag überdeckt. Die Gesamtkosten für die Herrichtung der Sporthalle Allerheiligen belaufen sich auf 89.000 Euro.
Bei den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern handelt es sich nach Auskunft der Bezirksregierung Arnsberg um Asylbewerber aus acht Ländern. Die meisten Menschen kommen aus Syrien (38 Personen, Afghanistan (27 Personen) und dem Irak (24 Personen). Etwa dreiviertel der erwarteten Flüchtlinge die diese Woche nach Neuss kommen sind Familien, die in den letzten Wochen nach Deutschland eingereist sind.
Als Partner der Stadt Neuss wird das Deutsche Rote Kreuz die Männer, Frauen und Kinder in der Einrichtung betreuen. David Schindler, Ansprechpartner des DRK vor Ort, erklärt: „Wir sind gut aufgestellt, da wir im Vorfeld Klarheit über die Strukturen der ankommenden Flüchtlinge hatten. So konnten wir uns gut vorbereiten.“ Die Asylbewerber und Flüchtlinge werden täglich mit drei Mahlzeiten (Frühstück, Mittag, Abend) versorgt. Die Essensausgabe erfolgt in zwei Durchgängen. Zudem stehen Getränke, Obst und Babynahrung jederzeit zur Verfügung. Es wird einen wöchentlich wechselnden, auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmten Speiseplan geben. In der Unterkunft existiert ein Lager mit Hygieneartikeln und Catering-Bedarf wie Wasser oder Tee. Für Hygieneartikel wird es täglich eine festgelegte Ausgabezeit geben. Hierbei wird nach Bedarf ausgegeben und entsprechend dokumentiert. Die Lagerbestände werden für 300 Personen aufrechterhalten und entsprechend nach der Ausgabe wieder aufgefüllt.
Um das Zusammenleben so vieler Menschen möglich zu machen wird es grundsätzlich zwischen 22 Uhr und 7 Uhr morgens eine Ruhezeit geben. Dabei wird die Beleuchtung entsprechend gedimmt. Die Schlafräume sollen überwiegend nur für diesen Zweck genutzt werden. Unterhaltungen, Spiele und ähnliches sollen in einem Aufenthaltsraum stattfinden. Dadurch soll ein ruhiger Rückzugsort für die Bewohner sichergestellt werden. Eine Weckzeit wird es nicht geben. Der Aufenthaltsraum steht daher den Bewohnern rund um die Uhr zur Verfügung. Die Freizeitgestaltung soll nach Möglichkeit an die Be¬dürfnisse der Bewohner angepasst werden. So wird nachdem die Struktur der Bewohner (Familien, Frauen, Männer, Alter) klar ist ein entsprechendes Programm aufgestellt. Auch Ehrenamtliche sollen in der Einrichtung in Allerheiligen zum Einsatz kommen. Dafür hat Diakon Michael Linden die Daten der Menschen zusammengestellt, um eine optimierte Programmgestaltung mithilfe der Ehrenamtlichen zu erreichen. So soll das Angebot durch die Helfer und Nachfrage beziehungsweise der Bedarf oder die Wünsche der Bewohner möglichst sinnvoll zusammen gebracht werden. Insbesondere stehen hier Kinder im Fokus.
Bei der Ankunft der ersten beiden Busse mit Flüchtlingen am Donnerstag wird, um eine geordnete Aufnahme zu gewähr-leisten, das DRK mit 14 Mitarbeitern vor Ort sein. Hinzu kommen Männer und Frauen des Sicherheitsdienstes und des Caterers. Ab Freitag wird neben Mitarbeitern des Caterers zu den Mahlzeiten und der Reinigungsfirma, das DRK täglich mit acht bis zwölf Mitarbeitern in unterschiedlichen Schichten und Funktionen vor Ort sein. Auch der Sicherheitsdienst wird rund um die Uhr in der Sporthalle im Einsatz sein. Hinzu kommen zu bestimmten Zeiten weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Flüchtlingsberatung des DRK und andere Helfer zu bestimmten Terminen. Darüber hinaus wird für kleinere medizinische Hilfeleistungen ständig ein Rettungssanitäter vor Ort sein. Sozialdezernent Stefan Hahn zeigt sich in Hinblick auf Sicherheitsbedenken verständnisvoll: „Ich kann die Sorge der Bürgerinnen und Bürger verstehen, denke jedoch, dass es vor allem die Sorge vor dem Unbekannten ist. Wenn die Menschen miteinander in Kontakt kommen, dann, so glaube ich, entspannt sich die Situation. Das zeigen Erfahrungswerte anderer Flüchtlingsunterkünfte.“
Zum Kennenlernen der Einrichtung sowie zur Anmeldung und zur Registrierung ist ein festes Procedere geplant, bei der die Bewohner verschiedene Stationen durchlaufen. Nach der Registrierung und Anmeldung gibt es einen Rundgang durch die Unterkunft, die Schlafplatzzuweisung und eine Ausgabe von Kissen, Decken, Hygiene- und weiteren Bedarfsartikeln. Da es hier zu Wartezeiten aufgrund der hohen Zahl an neuen Bewohnern kommen kann, stehen Getränke, Toilettenräume und ein Raucherbereich vor der Halle jederzeit zur Verfügung.
Im späteren Lebensalltag sind von der DRK Flüchtlingshilfe Sprechzeiten geplant. Hinzu soll es ergänzende Angebote für unterschiedliche Bereiche des alltäglichen Lebens, wie eine Bürokratiesprechstunde oder eine Arztsprechstunde geben. Dazu hat das DRK sich mit dem Bürgeramt und der Ausländerbehörde der Stadt Neuss besprochen. So soll eine möglichst reibungslose Anmeldung bei den verschiedenen Ämtern erreicht werden.