Neue Dynamik bei der Flüchtlingszuweisung

Stadt fährt erweitertes Konzept bei der Unterbringung - Sporthalle Allerheiligen wird vorbereitet

25 asylsuchende Menschen werden der Stadt Neuss von der Bezirksregierung zurzeit  täglich zur Unter­bringung zugewiesen. Aufgrund der schnelleren Registrierung und Erstversorgung der Ankommenden durch das Land sehen sich die Kommunen einer stark steigenden Zahl von Flüchtlin­gen gegenüber, für die – auch angesichts des nahenden Winters -  eine warme und trockene Unterkunft beschafft wer­den muss. In NRW werden derzeit rund 15.000 Menschen wöchentlich auf die 396 Kommunen des Landes verteilt.

Zwar wird Neuss durch die Ausweitung der Zentralen Unter­bringungseinrichtung des Landes (ZUE) voraussichtlich ab nächster Woche noch einmal zwei Wochen "zuweisungslos" gestellt werden. Danach aber ist die Anrechnung der ZUE-Flüchtlinge auf das städtische Kontingent ausgeschöpft. Ange­sichts dieser Situation hat die Verwaltung erhebliche Anstren­gungen unternommen, um Wohnraum für Flüchtlinge zu schaf­fen. Neben der inzwischen in Betrieb genommenen Unterkunft am Nordbad wurden inzwischen circa 70 Privatwohnungen zur Unterbringung von etwa 200 Personen angemietet. Etwa 65 Wohnplätze werden in dem ehemaligen Telekom-Gebäude an der Fesserstraße eingerichtet, die die Stadt von der GWG anmietet.

Doch ab Mitte Dezember 2015 wird erstmals die Situation ein­treten, dass Neuss Zuweisungen erhält, jedoch keine Plätze mehr vorhanden sind. Die Kapazitäten in den bestehenden kommunalen Unterkünften sind dann aufgebraucht.

Daher hat Bürgermeister Reiner Breuer gemeinsam mit Sozial­dezernent Stefan Hahn und dem gesamten Verwaltungs­vorstand beschlossen, bei der Flüchtlingsunterbringung ab so­fort nach einem zweigleisigen Fahrplan zu verfahren.

Einerseits wird der Bau oder die Anmietung und Herrichtung von Unterkünften in nahezu allen Stadtteilen wie geplant fortge­setzt. Andererseits aber  müssen nunmehr für die vorüberge­hende Unterbringung einer höheren Anzahl von Menschen übergangsweise größere Sammelunterkünfte vorbereitet wer­den. So wird die Sporthalle Allerheiligen vorrübergehend um­genutzt werden müssen. Dazu wird der Sportbetrieb ab dem 1. Dezember in der Halle eingestellt und die Hallenräume zu Wohnzwecken hergerichtet. Das Gebäudemanagement wird den Boden mit einer Abdeckung versehen und die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, die die Halle betreiben, werden die Sporthalle mit Betten und Trennwänden zur Schaffung ei­nes Mindestmaßes an Privatsphäre für die 300 künftigen Be­wohner ausstatten. Ein Hallenteil wird für die Essensausgabe vorbereitet und andere Versorgungsräume werden hergerichtet. Etwa ab dem 10. Dezember können dann die Flüchtlinge dort vorübergehend leben, bis Räume in anderen Flüchtlingsunter­künften bereit stehen. Heute Mittag wurden die Sportvereine, Schulen und die Politik vor Ort über die notwendigen Maßnah­men informiert. Die Verwaltung wird Maßnahmen ergreifen, um den Schulsport sicher zu stellen. Mit den Vereinen werden Alternativen für den Sportbetrieb gesucht.

Im Zuge dieses zweigleisigen Konzeptes werden auch Tragluft­hallen aufgestellt. Die Stadt hat drei solcher Hallen für jeweils etwa 300 Menschen bestellt. Die Hallen werden, vorbehaltlich technischer Prüfungen, auf dem ehemaligen VfR-Platz an der Hammer Landstraße und auf dem Parkplatz an der Eissport­halle sowie an einem weiteren Standort errichtet. So entsteht Platz für die kurzfristige Aufnahme von etwa 900 Flüchtlingen. Die Verwaltung hofft dadurch, im Februar die Sporthalle in Allerheiligen frei räumen und den Sportlern wieder übergeben zu können.

 Darüber hinaus werden zur Zeit weitere Bestandsobjekte in Neuss begutachtet und gegebenenfalls provisorisch umgebaut. Das GMN prüft momentan die Umwandlung eines ehemaligen „Container-Kindergartens“ in Grimlinghausen in eine Unterbrin­gung für etwa 90 Flüchtlinge. Gewerbehallen werden auf ihre Tauglichkeit zur zeitweisen Unterbringung von Menschen un­tersucht. Konkret laufen bei drei Objekten derzeit fachliche Begutachtungen. Mit den Vermietern von Büroobjekten für über 300 Personen steht die Stadt zur Zeit in Verhandlung.

 Parallel laufen bei der Realisierung der bisher avisierten Stand­orte in den Stadtteilen die Ausschreibung und der Ankauf für weitere Containerunterkünfte. So können im Mai nächsten Jahres 78 Bewohner in ein Gebäude in Modulbauweise am Südbad einziehen und ab August nach und nach etwa 250 Menschen in Allerheiligen, Hoisten und Selikum. Danach ste­hen die Einrichtungen in Grefrath, Norf, Uedesheim und Rosellen zur Umsetzung an. Einige der neuen Gebäude wer­den aus Stahl-Containern, andere erstmals auch in Holz/Fachwerk-Bauweise errichtet.