Kastell auf dem Reckberg
Erste Rekonstruktion der Befestigungsanlage im römischen Neuss
Über 100 Jahre nach seiner Entdeckung zeigt nun erstmalig eine 3D- Rekonstruktion, wie das Kleinkastell auf dem Neusser Reckberg ausgesehen hat. Zwei Studenten haben die römische Befestigung für das Clemens Sels Museum Neuss rekonstruiert. Mehrere Wochen lang verglichen Martin Kieper von der Universität zu Köln und Theresa Langenhoff von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg alte Daten und Zeichnungen des Ausgräbers Constantin Koenen, der die Anlage Ende des 19. Jahrhunderts teilweise freilegte. Sie ermittelten die Bebauung der Anlage über Vergleiche mit anderen römischen Kastellen.
Die direkt an der Fernstraße von Köln nach Xanten gelegene Befestigung sicherte vermutlich einen in der Nähe gelegenen Rheinübergang, denn in römischer Zeit floss der Strom direkt unterhalb des Reckbergs. Das etwa einen Hektar große Kleinkastell entstand wahrscheinlich bereits im ersten Jahrhundert. Als Germanenüberfälle das römische Militär zur Entwicklung neuer Verteidigungskonzepte zwangen, wurde es Ende des dritten Jahrhunderts aufgegeben. Ungewöhnlich sind die Ecktürme der Anlage, die es bisher in dieser Art nur bei wenigen anderen vergleichbaren Kastellen gibt. Auf ihnen waren möglicherweise Pfeilgeschütze postiert. Eine Computeranimation der 3D-Rekonstruktion ist vom 26. Juni bis zum 25. September 2016 in der Ausstellung „Der Limes in Novaesium – Vom Leben an der römischen Grenze“ im Clemens Sels Museum Neuss zu sehen.