Neugestaltung des Freithofs

Zwischen Quirinus-Münster und Zeughaus entsteht ein weiträumiger Platz.

Die Bauarbeiten zur Neugestaltung des westlichen Freithofs haben jetzt begonnen. Nachdem 1999 der östliche Teil des Freithofs vor dem Zeughaus umgebaut worden war, entsteht nun auch auf dem westlichen Areal an der Südseite des Münsters ein bürgerfreundlicher Aufenthaltsbereich, der eine Blickachse von der Basilika bis zur Hymgasse eröffnet. Damit erhält der gesamte Platzbereich zwischen Münster und Zeughaus ein einheitliches niveaugleiches Erscheinungsbild.

2014 hatte das Sturmtief „Ela“ vier große, platzbestimmende Platanen auf dem Freithof derart geschädigt, dass sie gefällt werden mussten. Diese grundsätzliche Veränderung nahm der Planungsausschuss 2015 zum Anlaß, eine Überplanung des ganzen westlichen Freithofs anzustoßen. Am 26. Februar 2016 gab der Rat grünes Licht für die Umbaumaßnahme. Mit dem Gastronomen, der kurz vor dem Jahrhundertsturm das Areal als Biergarten gepachtet hatte und der nun weichen sollte, wurde ein Vergleich geschlossen. Bürgermeister Reiner Breuer hatte erfolgreich interveniert, als die juristische Auseinandersetzung vor dem Landgericht den Beginn der Umgestaltung auf unabsehbare Zeit zu verzögern drohte.

Die umzubauende Fläche hat eine Größe von rund 2.600 Quadratmetern. Das zentrale Element des neuen Platzes bildet die innere Platzfläche. Gestaltet wird sie nach dem Prinzip der bereits vorhandenen östlichen Fläche. Dabei wird die große Platane in die rechtwinklige Bänderung aus Grauwackeplatten und Natursteinpflaster einbezogen. Nach Westen hin wird der Platz durch eine Grünfläche abgeschirmt. Dahinter entstehen acht Anwohnerparkplätze, davon ein Behindertenparkplatz. In die Grünfläche werden drei neue Straßenbäume integriert.

Die Fahrfläche für den Anliegerverkehr wird mit Natursteinpflaster in Segmentbögen verlegt. Die Fahrbahn verläuft zunächst von der Quirinusstraße parallel zum Münster, knickt dann im 90-Grad-Winkel in Richtung Süden ab und endet auf Höhe des Hauses Freithof Nr. 20. Dabei wird die 90-Grad-Kurve so ausgeweitet, dass Fahrzeuge dort wenden können. Die Fußgängerfläche rund um den Platz erhält zur Barrierefreiheit einen Leitstreifen (helles Granitpflaster mit Rippen) für sehbehinderte Personen. Richtungswechsel werden durch sogenannte Aufmerksamkeitsfelder (helles Granitpflaster mit Noppen) verdeutlicht.

Massive Sitzblöcke aus Grauwacke, wie sie bereits am Romaneum verwendet wurden, rahmen die Platzfläche ein. Sie sollen auch verhindern, dass der Platz widerrechtlich befahren wird. 22 Fahrradanlehnbügel sorgen dafür, dass Fahrräder sicher abgestellt werden können. Beleuchtet wird der neugestaltete Teil des Freithofs durch elf moderne Leuchten. Die 3.50 Meter hohen LED-Leuchtkörper entsprechen denen auf dem östlichen Teil des Freithofs. Die dort vorhandenen Leuchten werden ebenfalls mit LED-Technik umgerüstet, um eine einheitliche Lichtfarbe auf dem gesamten Freithof zu erhalten. Zwei Zufahrten zur inneren Platzfläche, die  zu bestimmten Zeiten durch Lieferverkehre befahren werden darf, werden durch hydraulisch versenkbare Hubpoller geregelt.

Im Vorfeld der Straßenbaumaßnahmen hat das Tiefbaumanagement Neuss (TMN) die marode unterirdische Toilettenanlage abgerissen, um den Freithof  niveaugleich ausbauen zu können. Zudem wurde durch die  Infrastruktur Neuss (ISN) das Kanalsystem vor Ort saniert, inklusive der Hausanschlüsse und Versorgungsleitungen.

Die Kosten für den Umbau des westlichen Freithofs betragen rund 1.140.000 Euro. Davon entfallen 80.000 Euro auf den Abriss der Toilettenanlage, 1.000.000 Euro auf den Straßenbau, 40.000 Euro auf die Errichtung der Beleuchtung und 20.000 Euro auf die Anlegung und Bepflanzung der Grünbeete.

Die  Arbeiten dauern voraussichtlich sechs Monate; sie werden von der städtischen Bodendenkmalpflege begleitet.

 Der heutige Freithof war bis Anfang des 19. Jh. Teil des Benediktinerinnenklosters und Damenstifts von St. Quirin. Dieses, im Umfeld der heutigen Quirinus-Basilika gelegen,  war über 800 Jahre lang der bedeutendste Neusser Konvent. Die Existenz dieses ältesten Neusser Klosters ist ab dem ausgehenden 10. Jahrhundert sicher belegt. In dieser Zeit wird im Totenbuch der Abtei Gladbach eine Äbtissin von St. Quirin mit dem Namen Oda erwähnt.

Der Konvent bestand bis zur Säkularisation während der französischen Zeit und wurde 1802 aufgehoben. Ein Plan im Stadtarchiv Neuss zeigt den Grundriss der Klostergebäude und der Klosterimmunität zu der Zeit.

Zum Aussehen des Stiftes am Ende des 16. Jahrhunderts kann die bekannte Ansicht im 1588 erschienenen Städtebuch von Georg Braun und Franz Hogenberg herangezogen werden: ungefähr halbkreisförmig erstreckt sich dort die Klosterimmunität nördlich, östlich und südlich von St. Quirin, dessen Bau auf älteren Vorgängerbauten fußend im Jahr 1209 begonnen wurde. Auf diesem Plan ist die Klosterimmunität besonders im Randbereich mit kleinen Häusern und einer Mauer umgeben. Zum Markt hin ist die wohl im Jahr 1586 zerstörte Marienkirche dargestellt, von der noch Fundamentreste unter Häusern an der Krämerstraße erhalten sind, die von der Abt. Bodendenkmalpflege untersucht wurden.

Der Name Freithof bezeichnet auf dem Plan von Braun und Hogenberg den heutigen Münsterplatz. „Freithof“ meint hier nicht Friedhof, sondern „Freihof“. So wurden in vielen Altstädten und Bischofssitzen Sammelstellen freier, bewaffneter Bürger bezeichnet. Die Bezeichnung „Freithof“ wurde ganz ahistorisch und falsch auf die Südseite von St. Quirin übertragen, wohl weil sich dort bis zur französischen Zeit der Friedhof befand.

Aber auch aus römischer Zeit sind vom Umfeld des heutigen Freithofes Bestattungen bekannt.

So kann auch bei der nun anstehenden, von der Abt. Bodendenkmalpflege archäologisch begleiteten Pflasterung des Platzes nicht ausgeschlossen werden, dass Reste von Bestattungen aufgefunden werden. Diese werden nach den Regeln der archäologischen Wissenschaft dokumentiert und geborgen.

 

Freithof