Foto: Bernard Martinez

Le Pari des Bretelles

Besonderer Abend mit Akkordeon bei den Zeughauskonzerten

Beim „Besonderen Abend“ widmen sich die Zeughauskonzerte Neuss am Freitag, 22. Februar 2019, um 20 Uhr im Zeughaus Neuss mit „Le Pari des Bretelles“ dem französischen Akkordeon: Unter dem Motto „Musette pour Bretelles“ („Dudelsack mit Hosenträgern“) präsentieren der Akkordeonist Félicien Brut, das Quatuor Hermès und der Kontrabassist Édouard Macarez eine mitreißende Suite von Johann Sebastian Bach bis zu Béla Bartók und Astor Piazzolla.

Die Musette ist eng mit der Geschichte des „Hosenträger-Klaviers“ verbunden, droht heute aber in Vergessenheit zu geraten. Sie war mehr als eine simple, flüchtige Mode: Sie gehört zum musikalischen Vermächtnis Frankreichs, gibt Aufschluss über den Geist, der das Paris der Goldenen Zwanziger beherrschte, und über eine bis dahin ungekannte Vermischung der Kulturen. Inspiriert von der chinesischen Mundorgel Cheng, in Österreich erfunden und in Italien erstmals gebaut, in Russland abgewandelt, hat der nimmermüde Reisende die Menschen aller Kontinente zum Tanzen gebracht – vom Kasatschok bis zur Musette, vom Foro bis zum Paso-doble.

Thibault Perrines „Suite Musette“ für Akkorden und Streichquintett ist ein Werk, das eigens für dieses Programm in Auftrag gegeben und komponiert wurde. Dem Modell der barocken Tanzsuite nachgebildet, ist das rund zwanzigminütige Stück von Themen inspiriert, die aus dem Musette-Repertoire hervorgegangenen sind. Sie besteht aus fünf Sätzen, die allesamt einem spezifischen Tanz gewidmet sind: Paso-doble, Walzer, Tango, Cha-Cha-Cha, Foxtrott und Polka.

Wie Bartók in seinen Rumänischen und Brahms in seinen Ungarischen Tänzen oder Piazzolla in seinem Tango Nuevo hat auch Thibault Perrine verschiedene berühmte und bekannte Melodien umgearbeitet, modernisiert und neu arrangiert. Félicien Brut ist einer der innovativsten und vielseitigsten französischen Akkordeonisten seiner Generation. Von der populären Musik bis zur „gelehrten Musik“, von der Improvisation bis zu auskomponierten Werken, von Originalstücken bis zu denkbar ungewöhnlichen Transkriptionen setzt er sich unablässig für den polymorphen Charakter seines jungen Instruments ein.

1986 in der Auvergne geboren, einer traditionellen Musiklandschaft par excellence und einer der Geburtsstätten seines Instruments, begann Félicien Brut seine musikalische Ausbildung mit sechs Jahren, wobei er sich anfangs und an erster Stelle mit dem Repertoire der Musette und der Volksmusik befasste, die eng mit der Geschichte des Akkordeons verbunden sind. 1996 kam er an das CNIMA-Jacques Monet („Centre National et International et d'Accordéon“), die Eliteschule für sein Instrument, wo er im Kontakt mit zahlreichen in- und ausländischen Akkordeonisten das Repertoire des Swing, der Klassik und der Gegenwartsmusik entdeckte.

2007 vollbrachte Brut das Kunststück, nacheinander die drei größten internationalen Akkordeon-Wettbewerbe für sich zu entscheiden: und zwar die internationalen Wettbewerbe in Klingenthal, im italienischen Castelfidardo und im russischen Samara. Diese Auszeichnungen brachten ihn seit 2008 auf die internationale Szene vieler russischer, italienischer, norwegischen, finnischer, portugiesischer und serbischer Festivals. Im April 2016 erschien sein erstes Album Soledad des Escualo mit dem Trio Astoria, das sich Astor Piazzollas Tango Nuevo verschrieben hat. Im folgenden Jahr kam es zu einer bedeutenden Wende in seiner bisherigen Laufbahn: Er beschloss, gemeinsam mit dem Quatuor Hermès und dem Kontrabassisten Édouard Macarez das außergewöhnliche Projekt „Le Pari des Bretelles“ zu realisieren, in dessen Zentrum die Wiedervereinigung von Musette und klassischer Musik innerhalb ein und desselben Programms steht. Der Erfolg dieser Formation war ein unmittelbarer und führte zu Auftritten in renommierten Sälen und bei bekannten Festivals wie Seine Musicale, der Folle Journée de Nantes und dem Festival Classique au Vert. Das Sextett trat im Sommer 2018 bei den Flâneries Musicales de Reims und den Excapades Musicales d'Arcachon sowie an der Oper von Vichy und beim Festival Cordes en Ballade auf. Im Juli 2018 gastierte Félicien Brut beim Festival „Un Violon sur le Sabl“ in Royan, wo er die Caprice d'accordéoniste für Akkordeon und Orchester, ein Auftragswerk des Kultkomponisten Thibault Perrine, aus der Taufe hob.

Vor Konzertbeginn um 20 Uhr führt Musikwissenschaftler Dr. Matthias Corvin ab 19.15 Uhr in den Abend ein. Einzelkarten sind an allen Vorverkaufsstellen, über die Karten-Hotline unter 02131/52699999 oder das Internet www.zeughauskonzerte.de (zuzüglich Servicekosten) erhältlich.