25.08.2005 - Das Rheinische Schützenmuseum Neuss mit Joseph Lange-Schützenarchiv stellt erste Ergebnisse seiner Arbeit vor

Neuss. Mit der Gründung des Rheinischen Schützenmuseums Neuss mit Joseph Lange-Schützenarchiv haben der Neusser Bürger-Schützen-Verein, die Stadt Neuss und der Rhein-Kreis Neuss eine Begegnungs- und Forschungsstätte ins Leben gerufen, die in Zukunft ein zentrales Alltagsphänomen und wichtiges Brauchtum im Rheinland dokumentieren und darstellen wird: das rheinische Schützenwesen.

Mit dem Umbau von Haus Rottels durch die Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss und der Schaffung einer Museums- und einer Archivstelle sind die notwendigen Voraussetzungen zur Einrichtung einer Dauerausstellung und Weiterentwicklung des Schützenarchivs geschaffen. Seit  Februar 2005 sind die Historikerin und Volkskundlerin Dr. Gisela Weiß für den Museumsbereich und der Historiker und Archivar Dr. Christoph Waldecker M.A. für das Archiv tätig (Angaben zur Person sind im Anhang beigefügt).
Anlässlich des Neusser Schützenfestes 2005 präsentiert die Stiftung Rheinisches Schützenmuseum mit Joseph Lange-Schützenarchiv die ersten Ergebnisse ihrer Arbeit.

1. Eröffnung des Raumes 1 der Dauerausstellung
 „Das frühe Schützenwesen seit dem Mittelalter“
Parallel zum Erstarken der Städte in Teilen Nordwesteuropas bildete sich seit dem 13. Jahrhundert das Schützenwesen aus. Im Rheinland finden sich die ersten Hinweise auf Schützen in Aachen und Hemmerden (bei Neuss), die frühesten Belege rheinischer Schützenbruderschaften stammen aus Heinsberg (1400) und Neuss (1415). Die Entstehung von Schützenbruderschaften hängt zusammen mit dem Auf¬blühen des städtischen Zunft- und Gildewesens sowie dem Aufkommen geistlicher Gebetsgemeinschaften seit dem Mittelalter. Vor allem aber waren militärische Interessen für die Gründung von Schützenbruderschaften ausschlaggebend: Land und Städte mussten in Gefahrenzeiten verteidigt werden.
Der Blick auf die frühere Zeit ist als Vergleich und Auftakt gedacht: die Weiterentwicklung der Dauerausstellung wird sich dem Wiederaufleben des Schützenwesens im 19. Jahr¬hundert widmen – und seinen Wandlungen bis in die heutigen Tage.

2. Wechselausstellung „Neusser Silberschatz“
Die großen Bestände an Schützenketten, Orden, Pokalen, Tabletts und anderen Ehrengeschenken und Ehrenzeichen, die der Neusser Bürger-Schützen-Verein im Laufe seiner fast 200jährigen Geschichte erhalten hat, sind dem Rheinischen Schützenmuseum als erste Dauerleihgabe übergeben worden. Grund genug, diesem „Silberschatz“, der vom Stolz der Schützen auf ihr Fest und ihre Stadt kündet, die erste Ausstellung im Rheinischen Schützen-Museum Neuss zu widmen. Die chronologische Anordnung verdeutlicht die zeittypische Ästhetik, die Einbettung in den historischen Kontext: von den „Befreiungskriegen“ und der Biedermeierzeit an – über die Gründerzeit, die Wilhelminische Epoche, die Weimarer Republik, die NS-Zeit, die Nachkriegszeit – bis zur Gegenwart.
Die Präsentation versteht sich als Auftakt. Der „Silberschatz“ ist bereits ergänzt um neue Leihgaben aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und aus den fünfziger Jahren. Gerade Sammlungsbestände aus dem Rhein-Kreis Neuss und darüber hinaus sind sehr erwünscht.

3. Sammlungen des Schützenarchivs
Der Grundstock, den Joseph Lange in jahrzehntelanger Sammeltätigkeit zum Neusser Schützenwesen zusammengetragen hat, wird nun sukzessive über Neuss hinaus ergänzt. Es wurden Kontakte in verschiedene rheinische Regionen geknüpft – bis in das nördliche Rheinland-Pfalz hinein. Diverse Archivalienbestände konnten akquiriert werden. Zu den Dienstleistungen des Archivars zählt auch die Beratung der Vereine zum Umgang mit Archivalien, die Archivpflege vor Ort und die Unterstützung bei Vereinsjubiläen. Eine Bibliographie zur rheinischen Schützengeschichte ist im Aufbau. Langfristig ist geplant, das Rheinische Schützenmuseum Neuss mit Joseph Lange-Schützenarchiv zur ersten Adresse für all diejenigen zu machen, die sich wissenschaftlich oder nichtwissenschaftlich mit der Geschichte der Schützen im Rheinland befassen möchten.