15.09.2006 - Aktion gegen sexuellen Missbrauch im Internet

Neuss (PN/). Für viele Kinder und Jugendliche ist das Internet, insbesondere das „chatten“ heute selbstverständlich.

Dieses Kommunikationsmittel wird häufig sehr unbefangen benutzt. Es ist für viele Kinder und Jugendliche so möglich, Kontakte zu vielen Menschen – auch in anderen Städten und Ländern – aufzunehmen, ohne dass es dazu einer persönlichen Begegnung bedarf. Andererseits birgt das „chatten“ im Internet erhebliche Gefahren, die Kindern und Jugendlichen häufig nicht bewusst sind. Zum Beispiel wird das „chatten“ im Internet von Sexualstraftätern genutzt, um ungestört Kontakte zu Kindern und Jugendlichen herzustellen. So  kann es passieren, dass plötzlich unvermittelt Bilder mit deutlich sexuellem Hintergrund eingestellt werden, Kinder und Jugendliche aufgefordert werden, sich selbst zu befriedigen, oder Angaben über ihren Körper zu machen. Selbst die Vereinbarung von Treffen, bei denen es dann zum massiven sexuellen Missbrauch des Kindes, bzw. der Jugendlichen kommen kann ist denkbar. Täter haben die Möglichkeit, die Anonymität des Internets auszunutzen. Kinder und Jugend¬liche können häufig mit einer solchen Ansprache im Internet nicht umgehen und gehen davon aus, dass es nur ihnen alleine passiert und wissen nicht, wo sie Hilfe bekommen können. Viele Eltern haben die Befürchtung, dass ihre Kinder Opfer solcher Taten werden.

Bereits im Februar 2006 hat es eine Fachtagung in Meerbusch zum Thema Internet unter der Überschrift „Alles (nett) im chat?! – Chancen und Risiken für Kinder beim chatten im Internet“ gegeben. Die Resonanz auf diese Veranstaltung war sehr groß, so dass die Berufsgruppe gegen den sexuellen Missbrauch diese Impulse aufgenommen hat und sich im Rahmen des Arbeitskreises Internet dieses Themas angenommen hat. Die Berufsgruppe gegen sexuellen Missbrauch ist eine Arbeitsgruppe, die sich bereits seit Jahren speziell mit der Problematik des sexuellen Missbrauchs an Kindern, Jugendlichen und Frauen auseinandersetzt. Mitglieder dieser Gruppe sind Mitarbeiter des Neusser Jugendamt und anderer Städte des Kreises wie auch das Jugendamt des Rhein-Kreises Neuss, die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendeinrichtungen der freien Träger, die Polizei Neuss, die Frauenberatungsstelle, sowie Anwälte und Verfahrenspfleger.

Um Kinder und Jugendliche bei der Benutzung des Internets besser zu schützen, soll das Verhalten der Kinder und Jugendlichen im Internet, insbesondere beim „chatten“ erforscht werden. Ohne Mithilfe der Kinder und Jugendlichen aber wird es nicht möglich sein, ein umfassendes Bild über das Verhalten und der evtl. daraus resultierenden Gefahren zu erhalten. Besonders wichtig  ist die Feststellung, wie viele Kinder zum Bei¬spiel ihre Telefonnummer oder auch Anschrift an ihnen nicht näher bekannte Personen herausgeben. Dies ist häufig die erste Möglichkeit für den Täter, außerhalb des Internets Kontakt zu den Kindern oder Jugendlichen aufzunehmen und konkrete Treffen zu vereinbaren. Auch ist nicht auszuschließen, das Täter bei Bekanntgabe der Anschrift das Kind oder den Jugendlichen unabhängig aussuchen und das Kind unter Druck setzen.
Die geplante Fragebogenaktion wird an allen weiterführenden Schulen der Stadt Neuss durchgeführt. Mit Unterstützung durch die Stadt Neuss sollen etwa 6000 Schüler der Jahrgangsstufen sechs bis acht aller befragt werden. Die Schüler erhalten ab Montag, 18. September 2006, von ihren Lehrern einen Frage¬bogen. Diese Fragebögen werden nach dem Ausfüllen wieder an die Mitglieder der Berufgruppe gegen sexuellen Missbrauch zurückgegeben. Die Fragebögen sind völlig anonym und es ist sichergestellt, dass die Zuordnung eines Fragebogens zu einem bestimmten Kind nicht erfolgen wird. Zudem soll der Fragebogen zur Diskussion, bzw. zum Nachdenken anregen. Kinder, die bereits angesprochen worden sind, erhalten Telefonnummern des städtischen Jugendamtes und der Ambulanz für Kinderschutz, an die sie sich wenden können für den Fall, dass sie speziellere Nachfragen haben, oder sie aber bereits im Internet angesprochen worden sind. Das einzelne Kind soll über den Fragebogen die Möglichkeit erhalten, sich vertrauensvoll und anonym an eine Gruppe zu wenden, um entsprechende Hilfe zu erhalten.

Im Herbst diesen Jahres sollen die Ergebnisse dieser Befragungsaktion vorliegen und werden dann der Öffentlichkeit vorgestellt.
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