19.02.2008 - Justitia ist eine Frau – Ausstellung in der Stadtbibliothek zum Internationalen Frauentag

Auf einen Streifzug durch viele Jahrtausende der Justiz- und Frauengeschichte machten sich jetzt rund 50 Besucherinnen und Besucher in der Stadtbibliothek anläßlich der Eröffnung der Ausstellung „Justitia ist eine Frau“.

Eingeladen hatten die Gleichstellungsbeauftragten, die Stadtbibliothek und die Volkshochschule, deren Kooperation sich zum Internationalen Frauentag seit langem bewährt. Spritzig und kurzweilig war nicht nur der Vortrag von Dr. Barbara Degen aus dem Haus der Frauengeschichte in Bonn, die Idee und Konzept der Justitia-Ausstellung hatte, auch der anschließende Rundgang war informativ und regte zu vielen Fragen an. „Warum ist Justitia eine Frau?“ Das war für Barbara Degen die zentrale Frage.

Die Ausstellung auf zwölf Schautafeln spannt einen Bogen aus der Zeit 23000 Jahre vor Christus bis in unsere Tage. Barbara Degen wirft einen eigenen Blick in die Räume der Gerechtigkeit - von matriarchalen Zeiten über die ägyptische Gerechtigkeitsgöttin Ma’at und die griechischen Göttinnen Themis, Demeter und Athene. Sie zeigt Kaiserinnen wie Livia und Theodora und fragt nach der Beziehung zwischen Muttergöttinnen und Maria und deren Rolle in dem jeweiligen historischen Gerechtigkeitsdiskurs, außerdem würdigt sie das Wirken der großen Gerechtigkeitsdenkerinnen in der Geschichte wie Hildegard von Bingen, Christine de Pizan, Olympe de Gouges, Flora Tristan und Hedwig Dohm. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem Unrechtssystem des Faschismus und den Gerechtigkeitshoffnungen der Gegenwart.

Zu allen historischen Zeiten erschienen in der Kunstgeschichte, an öffentlichen Plätzen, in und an Gerichtsstätten und in Weisheitstexten weibliche Verkörperungen von Gerechtigkeit. Was verbindet die Frauen des 21. Jahrhunderts mit denen aus anderen Zeiten. Wie sehen Frauen heute Gerechtigkeit, wie haben Frauen damals Gerechtigkeit empfunden und gelebt? Diese Frage war der Anlass für Barbara Degen, sich mit den historischen Frauengestalten der Gerechtigkeitsgeschichte zu beschäftigen und ihnen den Raum zu geben, der ihnen gebührt. Ihr Fazit am Ende der Suche: „Die zwölf Tafeln der Ausstellung zeigen, dass selbst in den tyrannischen Zeiten unserer Geschichte, zum Beispiel während der Hexenverfolgungen und im Faschismus, die Sehnsucht und die Hoffnung auf eine friedliche, gewaltfreie und liebevolle Welt nie verschwunden ist. Wir brauchen diese Hoffnung, ebenso wie wir alle Fähigkeiten der Frauen in der Politik und ihre Mütterlichkeit brauchen. Und wir hoffen auf eine Welt, in der diese Mütterlichkeit auch für mehr Männer zu einer erstrebenswerten Eigenschaft wird.“ Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Februar 2008 während der Öffnungszeiten in der Stadtbibliothek Neuss zu sehen. *