19.02.2010 - Eröffnung Feld-Haus

Neuss (PN/Sev). Bürgermeister Herbert Napp und Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Kulturstaatssekretär von Nordrhein-Westfalen, eröffnen am kommenden Sonntag, 21. Februar 2010, das „Feld-Haus - Museum für populäre Druckgrafik“ als Dependance des Clemens-Sels-Museums auf dem Kirkeby-Feld der Raketenstation im Kulturraum der Insel Hombroich.

„In dem kleinen und feinen Museum“, so Kulturdezernentin Dr. Christiane Zangs, gibt es auf einer Fläche von 117 Quadratmetern faszinierende Bilderwelten aus der Zeit zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert zu entdecken: Gratulationskarten, Moritaten, Liebesgrüße mit Ranken, Röschen und redselige Reime, Bewegliches und Bewegendes, dazu Devotionalien für den Tagesbedarf – kurzum, Exemplare einer Kultur, die eine Fülle nostalgischer Erinnerungen weckt. „Nicht selten steht man gespannt und entsetzt davor und erkennt sie als treffsichere Pointe“, erläutert Museumsdirektorin Dr. Uta Husmeier-Schirlitz den besonderen Reiz der Exponate. Namensgeberin der ‚begehbaren Skulptur’, die der dänische Künstler Per Kirkeby auf dem Gelände der Raketenstation errichtet hat, ist Dr. Irmgard Feldhaus, die ehemalige Direktorin des Clemens-Sels-Museums.

Als im Jahr 2005 Karl Heinrich Müller, der Gründer der Museumsinsel Hombroich bei Neuss, ihre Papier-Sammlung kennen lernte, schlug er Irmgard Feldhaus begeistert vor, diese auf der Insel zu präsentieren. Er stellte ihr für diesen Zweck ein Haus auf dem Kirkeby-Feld der Raketenstation im Kulturraum der Insel Hombroich zur Verfügung, das im Jahr 2009 fertiggestellt wurde. Im Jahr 2006 übereignete Irmgard Feldhaus ihre Sammlung der Stadt Neuss mit der Auflage, sie dem Clemens-Sels-Museum zu übertragen.

Der Rat der Stadt Neuss nahm diese Schenkung im Dezember des selben Jahres an und entschied gleichzeitig, die Sammlung in dem Gebäude auf dem Kirkeby-Feld zu zeigen, das vom Clemens-Sels-Museum als Dependance zum symbolischen Preis von einem Euro angemietet wurde. Damit ist die über 5000 Objekte umfassende Sammlung sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die Wissenschaft zugänglich. „Dies lehrt uns was wahres Mäzenatentum ist“, lobte Kulturdezernentin Zangs das selbstlose Engagement von Feldhaus. Ferner bedeutet diese museale Einrichtung mit einer derart spezifischen und vielfältigen Sammlung ein Alleinstellungsmerkmal für die Region und das Land Nordrhein-Westfalen. Eine Auswahl von 300 Exponaten wird fortan regelmäßig in der Dependance des Clemens-Sels-Museums auf der Insel Hombroich zu sehen sein, wo es neben Führungen auch Workshops geben wird, die die einzelnen Herstellungstechniken vermitteln. Am Tag der Eröffnung ist das Museum ab 13 Uhr für das Publikum zu besichtigen. Weitere Informationen unter www.clemens-sels-museum.de.

Populäre Druckgrafiken mit Darstellungen von historischen Ereignissen, rührseligen Geschichten und Porträts der Herrscherfamilien können als Vorläufer der Illustrierten verstanden werden. Und die zahlreichen Bilderbogen mit ihren erzählenden Geschichten lassen erkennen, wo die Wurzeln der heutigen Comics liegen. Ferner sind die Druckgrafiken Zeugnisse für die Popularisierung und Demokratisierung von Kunst und Kultur, da sie nicht nur wegen des „Bilderhungers“ der Menschen, sondern auch aufgrund von gesellschaftlichen, technischen und kommerziellen Prozessen in allen Schichten massenhaft verbreitet waren. Damit haben die „Bilder für Jedermann“ eine politische und gesellschaftlich relevante Dimension.  Die populären Bilder prägten aber nicht nur die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten. Sie gaben auch Anregungen für die Hochkunst. Seit Paul Gauguin haben sich moderne Maler gerade von den flächig gedruckten Farbformen der Darstellungen inspirieren lassen. Dies wird durch einen Vergleich mit den Werken der Nabis Pierre Bonnard, Maurice Denis, Paul Ranson und Edouard Vuillard im Clemens-Sels-Museum deutlich.
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