23.03.2010 - „Jedem Kind seine Stimme“ – mit Singen die Sprache fördern

Neuss (PN/Fi). Die Staatskanzlei NRW führt mit der Musikschule der Stadt Neuss seit September 2007 das Modellprojekt JeKiSti (Jedem Kind seine Stimme) durch.

3100 Kinder in 113 Grundschulklassen haben momentan Unterricht nach dem JekiSti Konzept. Eine besondere Kooperation besteht dabei mit der Michael-Ende-Schule: Hier erhalten Kinder mit dem Förderschwerpunkt Sprache Unterricht, der über das Medium Singen besonders auch die Sprachförderung durch Stimmübungen, Sprach- und Rhythmusspiele zum Ziel hat. Dr. Christiane Zangs und Tillmann Lonnes, Schuldezernenten der Stadt Neuss und des Rhein-Kreises Neuss, besuchten gestern eine Klasse der Michael-Ende-Schule während der JeKiSti-Stunde und zeigten sich beeindruckt von den Kindern. Schulleitung und beteiligte Lehrer berichteten von positiven Auswirkungen auf die Sprachfertigkeiten der Kinder und die Atmosphäre in der Klasse außerhalb der JeKiSti-Stunden.

JeKiSti findet neben der Michael-Ende Schule jede Woche an 23 Grundschulen in Neuss statt. Ziel ist ein flächendeckendes Musikalisierungsangebot, das alle Kinder erreicht, unabhängig von sozialem Stand und kulturellem Hintergrund. Der reguläre Musikunterricht soll nicht ersetzt, sondern musikpraktisch sinnvoll ergänzt werden. Der Grundgedanke: Ausgebildete Sängerinnen und Sänger eröffnen den Kindern einen Zugang zur Musik über das Medium der eigenen Stimme. Die Kinder sollen die eigene Singstimme in altersgerechter Stimmlage entdecken und Sing- und Sprechstimme spielerisch entwickeln. Für das Singen und Musizieren soll eine anhaltende Motivation geschaffen werden, etwa durch kreativen Umgang mit Musik und das Entwickeln eines Liedrepertoires, bei dessen Zusammenstellung nicht nur thematische Kriterien Ausschlaggebend sind, sondern ebenso die musikalische und stimmphysiologische Qualität. Denn Singen gehört zu den ureigenen Formen des menschlichen Ausdruckes. Singen ist eine grundlegende Kulturtechnik und als Schlüssel zu musikalischem Erleben die Basis für musikalisches Lernen, auch was das Erlernen eines Instrumentes betrifft. In den letzen 40 Jahren aber hat Singen an Stellenwert sehr stark verloren: Das in Fachkreisen oft gehörte Schlagwort der "Ungesungenen Generation" beschreibt diesen Zustand. Die Notwendigkeit, hier musikpädagogisch gegenzusteuern ist mittlerweile unbestritten und wird von Eltern und Pädagogen gefordert.
In Neuss geschieht dies unter Qualitätskriterien: Eine Evaluation durch die Abteilung für Bildungsmanagement der Heinrich Heine Universität Düsseldorf brachte bisher bemerkenswert positive Zwischenergebnisse – Singen bei JeKiSti macht nicht nur Spaß sondern fördert auch die Konzentrationsfähigkeit und die soziale Kompetenz der Kinder. Der Abschlussbericht wird für September erwartet. JeKiSti ist als Modellprojekt des Landes NRW eine Initiative mit Vorzeigecharakter: Inzwischen gibt es Anfragen für Informationen und Hospitationen aus dem gesamten Bundesgebiet. Ermöglicht wird JeKiSti durch die finanzielle Förderung durch das Land NRW, die Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss und der Stadt Neuss.
JeKiSti versteht sich als kultureller Multiplikator: Unter dem Dach von JeKiSti gibt es viele kleinere und größere Einzel-Projekte: Konzerte, Minimusicals oder Benefizveranstaltungen. Für dieses Schuljahr sind unter anderem geplant: „Singen tut gut“  – JeKiSti Klassen singen in Altersheimen, Krankenhäusern oder anderen wohltätigen Einrichtungen für Bewohner, Patienten und Mitarbeiter sowie ein großes Konzert im Zeughaus am 19. Juni 2010 anlässlich des „Tags der Musik“.
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