16.07.2010 - „Die weite Ferne so nah“ – Schirmers Reiseskizzen

Neuss (PN/Hüg). Noch bis zum 1. August 2010 sind Johann Wilhelm Schirmers Reiseskizzen im Clemens-Sels-Museum am Obertor in Neuss zu sehen.

Soeben hat die Urlaubszeit begonnen, weshalb auch in und um Neuss herum die Wanderlust ausbrechen wird. Wen es aber wider Erwarten nicht sogleich in die „Sommerfrische“ zieht, der sollte die letzten Tage des Monats Juli zu einer ebenso virtuosen wie virtuellen Reise durch Europa nutzen, die das Clemens-Sels-Museum bietet. Deutschland, die Schweiz und die Normandie, Italien und Südfrankreich sind die verschiedenen Stationen, die sich dank der Reiseskizzen von Johann Wilhelm Schirmer, dem großen Pioneer der Düsseldorfer Malerschule, ansteuern lassen: Der bedeutende Landschaftsmaler und -zeichner führt uns am Beispiel einmaliger Momentaufnahmen wie der berühmten „Felsküste bei Etretat” vor Augen, wie sehr es sich noch heute trotz digitaler Kameras und grenzenloser Speicherchips lohnt, selbst zu schauen und die Natur mit eigenen Augen zu entdecken. So ist das großformatige Ölgemälde „Römische Campagna mit Wasserleitung" aus dem Würzburger Museum eine landschaftliche Komposition aus den Eindrücken, die Johann Wilhelm Schirmer 1839/40 bei seiner Italienreise empfing. Oftmals wird der Vergleich eine Eigentümlichkeit des Malers beleuchten: den erheblichen Unterschied zwischen dem ersten Blick und der Ausführung. Für die Skizze hat er Raum, zeichnet er große Flächen, verwendet er gern das Doppelblatt für die gesamte Landschaft, wohingegen er sich bei der Ausarbeitung im Atelier auf einen oder wenige Aspekte der Zeichnung beschränkt. Immer wieder suchte Johann Wilhelm Schirmer spektakuläre Szenerien wie die alte Römerfestung Vaison la Romaine in Südfrankreich auf, deren einmalige Atmosphäre und ungewöhnliche Lage er 1851 in meisterhaften Aquarellen und Zeichnungen festhielt. Besondere Höhepunkte der Präsentation bilden die Hörstationen, die die persönlichen Reiseeindrücke Johann Wilhelm Schirmers mit vielsagenden Ausschnitten aus seinen Briefen und Tagebüchern zum Leben erwecken. Außerdem wird das Skizzenbuch des Jahres 1831 mittels eines Touchscreens virtuell vervollständigt, so dass es erstmals wieder zur Gänze betrachtet werden kann. Eine wunderbare Reise für all jene, die noch nicht auf Reisen gehen. Nur noch bis 1. August!
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