27.07.2010 - Shakespeare-Festival im August 2010

Neuss (PN/Sev). Eine besondere Inszenierung erwartet die Besucher des 20. Shakespeare Festivals im kommenden August:

Die Theaterrecherche "Warum Warum" von Regie-Altmeister Peter Brook. Es ist eine sehr persönliche Auswahl an Stücken, die der 85jährige zur Darstellung des kreativen Prozesses im Theater getroffen hat. Dabei stehen natürlich jene Texte im Mittelpunkt, die ihn über all die Jahre am meisten beeinflusst haben - zuvörderst William Shakespeare, der für Brook der Dramatiker schlechthin ist. Begleitet werden die daraus entstehenden Szenen der Schauspielerin Miriam Goldschmidt von dem sizilianischen Musiker Francesco Agnello, der nach der Pause sein eigenes Solo bekommt und in einem kleinen Konzert ein ganz ungewöhnliches, vor gerade einmal zehn Jahren entwickeltes Instrument vorstellt, bei dem es auf ganz andere Weise »rund geht«. Das Hang, erfunden und gebaut in der Schweiz, sieht aus wie ein mit seinem Deckel verschweißter Wok oder eine überdimensionale Linse, klingt ein wenig nach Steel pan und gestattet seinem Spieler wahre Wunderdinge an faszinierender Virtuosität (7. und 8. August). Nur einen Tag zuvor entfesselt seine Tochter Irina Brook mit ihrer gleichnamigen Compagnie einen "Tempête!" (Sturm). Es ist bereits ihre dritte Inszenierung im Globe, bei der sie Prospero frech zum neapolitanischen Pizzabäcker degradiert (6. August). Die musikalische Facette bringt der aus Dresden stammende und international gastierende Bariton Stephan Loges am Klavier begleitet von Simon Lepper am Sonntag, 1. August, ins Globe: Shakespeare-Vertonungen aus romantischer und spätromantischer Zeit. Kein Auge wird trocken bleiben, wenn Bea von Malchus am 2. und 3. August ihr Solo zu Heinrich VIII. bietet: Ein einfaches Sitzmöbel auf sonst leerer und verdunkelter Bühne. Im Spotlight ein faltenreiches, vielfach wandelbares Kostüm, mal kardinalsrot, mal jungfräulich weiß; dazu ein Radkragen, dessen zwei Hälften sich pfauenmäßig aufplustern, als Fächer oder Kinderhaube nutzen lässt und inmitten dieser minimalen Requisite eine großartige Bea von Malchus mit einem unglaublichen Humor. Am 4. August gehört die Bühne dann wieder Patrick Spottiswoode: Seine Lecture »Shakespeare and the Globe« hat längst Kultstatus erreicht. Der Leiter des Educational Department des Londoner Globes lässt vor den Augen des Zuschauers das Theater um 1600 plastisch entstehen. Humorvoll und spielerisch erläutert er die Dramaturgie und die geniale Sprache Shakespeares und bezieht dabei auch die politischen und sozialen Hintergründe des elisabethanischen Theaters ein. Ahogy tetszik (sprich: A-hodj tetssik) heißt es am 10. und 11. August, wenn das ungarische Shakespeare Festival aus Gyula wieder einmal bei seinem Neusser Partner Station macht. In der turbulenten Geschichte geht es nicht nur wegen der einfachen Drehkulisse »rund«: Hier das Leben am überkandidelten Hofe, dort die freie Wildbahn und das Exil als Erlösung, dazwischen Liebespaare, die von ihrem Glück noch gar nichts ahnen, Fenster, von denen man überraschenderweise auf die andere Seite gucken kann; derbes Rüpelspiel und zärtliche Szenen, geistreiche Narreteien und nachdenkliches Mitgefühl – von allem etwas, »wie es euch gefällt«, und natürlich mit deutschen Untertiteln versehen, damit niemandem der komödiantische Witz der vielstimmigen Komposition entgeht. Das 20. Shakespeare Festival geht zu Ende, wie es begann: mit einem Sommernachtstraum, den am Ende das Rheinische Landestheater in einer Inszenierung von Bettina Jahnke träumt. Die Irrungen und Wirrungen in den Regionen des Sicht  und Unsichtbaren, Pucks Schabernack, die vorübergehende Schieflage der Menschenwelt durch die Verstimmung zwischen Feen und Elfenpaar all das löst sich, wenn alle Widerspenstigen gezähmt sind: Ende gut, alles gut! Oder etwa nicht?
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Shakespeare-Programm im August
So, 1. August 2010, 17 Uhr  
"Romantischer Shakespeare"
mit Stephan Loges, Bariton und Simon Lepper, Klavier
Shakespearevertonungen von Arne, Haydn, Tippett, Schubert, Schumann, Finzi, Foulds, Eisler, Fortner, Loewe, Wolf, Bridge und Quilter

Mo, 2. und Di, 3. August 2010, 20 Uhr
Heinrich VIII.
Bea von Malchus, solo

Mi, 4. August 2010, 16 und 20 Uhr
Shakespeare and the Globe
Lecture Patrick Spottiswoode

Fr, 6. August 2010, 20 Uhr
Tempête! Compagnie Irina Brook, Nevers

Sa, 7. August 2010, 20 Uhr
So, 8. August 2010, 16 und 20 Uhr

Warum Warum
Eine Theaterrecherche von Peter Brook
Schauspielhaus Zürich

Di, 10. und Mi, 11. August 2010, 20 Uhr
Ahogy Tetszik – Wie Es Euch Gefällt
vom ungarischen Partnerfestival aus Gyula

Fr, 13. und Sa, 14. August 2010, 20 Uhr
Ein Sommernachtstraum
Rheinisches Landestheater