20.09.2011 - Schönheit in schwarz

„Ein herrliches Volumen, wunderbare Linearität der Töne...

Dieser Flügel hat eine eigene Seele! “ –  Dr. Rainer Wiertz, Kulturreferent der Stadt Neuss, ist begeistert von dem neuen Steinway D, den er gemeinsam mit Kulturdezernentin Dr. Christiane Zangs und dem russischen Meisterpianisten Evgeni Koroliov soeben im traditionsreichen Steinway-Haus an der Hamburger Alster ausgesucht hat. Die Entscheidung fiel nicht leicht: Letztendlich vergingen fünf intensive Spiel- und Hörstunden, bis der ideale Flügel für das Zeughaus gefunden war. Evgeni Koroliov probierte mit viel Geduld die verschiedenen Instrumenten durch und gab immer neue Kostproben der musikalischen Literatur, um Christiane Zangs sowie Rainer Wiertz auch die feinsten Nuancen und Unterschiede spüren zu lassen. Es ist eine Neuanschaffung, bei der nicht nur das Zeughaus gewinnt, denn  mit dem Erwerb  des neuen Flügels „haben wir auch dem Romaneum einen Gefallen getan“, erklärte Dr. Zangs. Das bislang bei den Konzerten des Zeughauses benutzte Instrument wird überarbeitet und anschließend der Musikschule zur Verfügung gestellt – was wiederum den Schülern sowie dem zukünftigen Tonstudio im Romaneum zugute kommt.

Ein Steinway D ist seit 175 Jahren der Konzertflügel schlechthin für Pianisten internationalen Formats. Das erste Exemplar der Legende verließ 1836 die Werkstatt des deutsches Tischlermeisters und Klavierbauers Heinrich Engelhard Steinweg, der damals noch in der Küche seines Seesener Hauses die ersten Instrumente herstellte. Vierzehn Jahre später wanderte er mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten aus, wo er 1853 zusammen mit seinen Söhnen das New Yorker Unternehmen Steinway & Sons gründete, das seitdem Geschichte geschrieben hat. Schon mit der Anmeldung des ersten Patentes für eine Stoßmechanik im Jahre 1857 zeigte sich der Mut zur Veränderung und Weiterentwicklung, und nicht umsonst gilt das Unternehmen mit der Entwicklung von 127 weiteren Patenten als Begründer des modernen Klavierbaus. Bis aus speziell ausgesuchten Hölzern ein Steinway Flügel entstanden ist, vergehen fast zwölf Monate. Zählt man die Holzlagerungs- und Ruhezeiten hinzu, beträgt seine gesamte Produktionsdauer zirka drei Jahre, bis ein Steinway die Fabrik in New York oder Hamburg verlässt. Jedes Instrument ist einzigartig und muß sich individuell im Raum entfalten. Der neue Neusser Steinway D wird am Sonntag, 16. Oktober 2011, im Zeughaus Neuss erstmals sein unverwechselbares Klangvolumen präsentieren – in dem Sonderkonzert, bei dem Evgeni Koroliov Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen zu Gehör bringt und das der Westdeutsche Rundfunk aus gutem Grund für eine spätere Sendung mitschneiden wird. Nur drei Tage später, am 19. Oktober, entfaltet das GrauSchumacher Piano Duo ein vierhändiges, quasi orchestrales Spektrum: Andreas Grau und Götz Schumacher spielen zunächst das Grand Duo C-dur von Franz Schubert und nach der Pause das Sacre du Printemps, mit dem Igor Strawinsky vor bald einhundert Jahren in Paris sein großer Skandal gelang und das selbst in der Fassung für zwei Pianisten noch explodiert. Ganz klassisch wird dann der dritte Klavierabend der Saison 2011/12, den mit Christian Zacharias einer der ganz großen deutschen Pianisten unserer Zeit bestreitet. In Neuss zieht der ECHO Klassik-Preisträger dieses Jahres eine ebenso eigenwillige wie logische Verbindungslinie zwischen Carl Philipp Emanuel Bach, Johannes Brahms und Ludwig van Beethoven, dessen kostbare späte Klaviersonate As-dur op. 110 das Programm krönen wird.

*