04.11.2011 - Wunsch und Erfüllung im Feldhaus

„Wunsch und Erfüllung – Weihnachtliche Kinderträume aus Papier“ – so lautet der Titel...

einer am 6. November 2011 beginnenden Studioausstellung im Feld-Haus, der Dependance des Neusser Clemens-Sels-Museum auf dem Berger Weg. Behandelt wird dabei die Frage, wie sich das Wünschen und die Erfüllung der weihnachtlichen Herzenswünsche der Kinder im Laufe der Zeit gewandelt haben. In der Sammlung von Dr. Irmgard Feldhaus haben sich zahlreiche weihnachtliche Druckgrafiken aus dem 19. und 20. Jahrhundert erhalten, die bis zum 8. Januar 2012 präsentiert werden.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Weihnachten zu einem ausgesprochenen Bescherfest für Kinder mit oft üppigen Gabentischen, was insbesondere für Deutschland zutrifft, da sich Weihnachten hier zu einem Fest der Familie gewandelt hatte, bei dem die Kinder im Mittelpunkt standen. Diese Entwicklung war nicht nur für die Spielzeugindustrie von Vorteil. Denn als Geschenke waren auch papierne Produkte der Verlage wie Kinder- und Jugendbücher, Bilder- und Bastelbogen, Puzzle, Ausschneidebogen, Spiele sowie Papiertheater beliebt und begehrt. Das spiegelt sich auch in den Anzeigen des „Neusser Intelligenzblattes“ wider. Neben den Spielwaren wurde insbesondere für Kinder- und Jugendschriften, Bilderbogen, Papierspiele sowie Bastelbogen als Geschenke geworben. In einer Anzeige am 5. Dezember 1826 wirbt die Buchhandlung Schwann aus Neuss zum Beispiel für ein ABC-Spiel, mit dem Kinder auf „leichte und angenehme Art“ lesen lernen könnten. Ein solches Spiel – gedruckt als Bilderbogen – hat sich in der Sammlung des Museums erhalten und wird in der Ausstellung präsentiert. Ebenfalls gezeigt werden Wunschzettel, auf denen die Kinder ihre materiellen Sehnsüchte an das Christkind oder den Weihnachtsmann notierten. Häufig wurden solche Wunsch-zettel von der Spielzeugindustrie oder dem -handel angeboten. Einige wenige Verlage produzierten diese Zettel ebenfalls. Meist handelte es sich um schlichte linierte Papierbogen, auf denen zur Verzierung ein Glanzbild aufgeklebt war. Aufwändigere Varianten bestanden aus geprägtem Papier; teilweise mit Golddruck und anderen weihnachtlichen Zierelementen.
Vor den Zetteln mit den materiellen Wünschen kannte man eine andere Tradition. Kinder schrieben aus Ehrfurcht und Dankbarkeit an ihre Eltern Briefe, um ihnen mit frommen Geschichten und Gedichten frohe Weihnachten zu wünschen. Teilweise waren sie auch als Dank für die weihnachtlichen Gaben gedacht. Diese Briefe haben ihren Ursprung in den gedruckten Neujahrswünschen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Es war damals weit verbreitet, dass man sich mündlich oder schriftlich ein gutes neues Jahr wünschte. Diese Handlung wurde bald auch auf andere Feste übertragen. Seit dem 18. Jahrhundert wurden besonders die Kinder angehalten, mit schriftlichen Wünschen ihren Eltern Ehrerbietung und Dank zu erweisen. Vor allem im protestantischen Norden Deutschlands war dies der Fall, da das Weihnachtsfest im Protestantismus intensiv gepflegt und als ausgesprochenes Familienfest begangen wurde. Für die Texte und Verse gaben die Schulmeister Anweisungen oder man bediente sich entsprechender Vorlagenbücher. Die Verlage boten für diese Briefe eine reiche Vielfalt an. Meist waren die vierseitigen Bogen aus geprägtem Papier mit Golddruck. Zusätzlich konnten Glanzbilder zum Schmuck aufgeklebt sein. Zuweilen waren auch weihnachtliche oder florale Motive aufge-druckt. In den 1920er Jahren verschwanden die Glückwunschbriefe der Kinder an ihre Eltern.
Ein Großteil der ausgestellten Objekte stammt aus der Schenkung von Dr. Irmgard Feldhaus, der langjährigen Direktorin des Clemens-Sels-Museums, die ihre private Sammlung zur populä-ren Druckgrafik im Jahr 2006 der Stadt Neuss übereignete. Seit Februar 2010 ist diese der Öffentlichkeit in dem nach ihr benannten Feld-Haus zugänglich. Daneben werden ergänzend weitere weihnachtliche Grafiken aus dem Bestand des Clemens-Sels-Museums gezeigt.
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