18.04.2012 - Stadtmauer am Romaneum
Die 2006 freigelegte originale Stadtmauer vor der Ostseite des Romaneums...
...wird in den nächsten Wochen für Besucherinnen und Besucher zugänglich gemacht. Auf einer Länge von rund 15 Meter und einer Höhe von rund drei Meter wird die alte Stadtbefestigung künftig gezeigt. Nach Fertigstellung der Grünfläche und des Kehlturms wirt die Originalmauer über einen kurzen Fußweg vom Markt aus erreichbar sein. Oberhalb der Mauer - also stadtseitig – entsteht ein Fußweg.
Bereits zu sehen ist die Rekonstruktion der Stadtmauer auf dem kleinen Platz vor dem sogenannten Ärztehaus zwischen Treppe und Markt. Zwischen Romaneum und Markt wurde dort der originale Verlauf der Stadtmauer während der Bauarbeiten freigelegt. Die nun fast fertige neue Mauer wurde exakt über den alten Fundamenten originalgetreu rekonstruiert. Sie zeigt anschaulich die historische Stadtkante und die mittelalterliche Mauerdicke. Für die Nachbildung der Stadtmauer wurden - den angetroffenen Originalbefunden entsprechend - Ziegelsteine ausgewählt. Um dem Aussehen der mittelalterlichen Ziegel möglichst nahe zukommen, wurde die Firma Gillrath aus Erkelenz mit der Herstellung der neuen Ziegel beauftragt. Die handverstrichenen, in Farbe und Größe den alten Feldbrandziegeln angepassten Ziegel, wurden im letzten noch aktiv produzierende Ringofen Nordrhein-Westfalens gebrannt. Durch die Verwendung von Originalziegeln entsteht ein stimmiger Gesamteindruck. Die Abdeckung der Mauer mit Basaltlavaplatten wird in Kürze erfolgen.
Die rheinseitige Stadtmauer verlief im Mittelalter vor der Ostseite des heutigen Romaneums. Nördlich des Kehlturms war sie als einfache, südlich davon als Doppelmauer ausgebaut. Auf der ehemaligen Freifläche vor dem Kehlturm konnte 2006 auf einer Länge von rund 16 Meter ein Teilstück des inneren, älteren Stadtmauerrings freigelegt werden. Die Mauer hat eine Stärke von rund 1,50 Meter. Stadtseitig ist stellenweise noch eine etwa 50 Zentimeter dicke Tuffschale aus der Zeit um 1200 erhalten. Rheinseitig schließt sich ein circa ein Meter breites Tuffschalmauerwerk mit Ziegelkern an. Eine Verstärkung der Mauer erfolgte in der Zeit um 1300. Erst ab dieser Zeit lässt sich der Gebrauch von Feldbrandziegeln in Neuss nachweisen, die stellenweise die Tuffschalenmauer ersetzten. Die Stadtmauer ist im nördlichen Abschnitt der Brückstrasse bereits im Mittelalter erneuert worden. Laut Stadtrechnungen aus dem Jahr 1501 wurde an der „Judenstiege“ und dem „Schlachthaus“ ein neues Werft (Anlegestelle) gebaut und anschließend eine neue Ziegelmauer mit Türmchen hinter dem Werft errichtet. Reste dieser Feldbrandziegelmauer konnten bei den Arbeiten für die Neugestaltung des Platzes zwischen Romaneum und Markt freigelegt werden. In der Fläche südlich des Kehlturms war die Mauer bereits im 19. Jahrhundert ausgebrochen worden. Ihr Verlauf lässt sich hier nur noch über die Urkatasterkarte nachvollziehen.
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