25.04.2012 - Gräberfeld entdeckt

In einer Baugrube auf der Promenadenstraße in Höhe der Alten Post...

...wurden jetzt fünf antike Gräber entdeckt. "Wir datieren die Gräber ungefähr auf die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts bis zum Beginn des 2. Jahrhunderts nach Christus", so die Neusser Stadtarchäologin Sabine Sauer. Anhand einer sich unter den Grabbeigaben befindlichen blauen Glasflasche ließ sich die relativ genaue Bestimmung des Alters vornehmen. Bei den Toten handelt es sich vermutlich um Zivilisten. "Denkbar sind zum Beispiel römische Soldaten im Ruhestand, die sich nach ihrem Kriegsdienst bei der einheimischen Bevölkerung niedergelassen haben", sagt Sauer. Genaueres lässt sich erst nach einer Experten-Untersuchung sagen. Allerdings dürfen die sterblichen Reste dafür eine gewisse Größe nicht unterschreiten.
Drei der fünf Gräber sind sehr einfach angelegt: "Man hat die Asche nach Verbrennung des Leichnams zusammengekehrt, in Säckchen verpackt und vergraben“, so Sauer weiter. Etwas aufwändiger gestaltet erscheint eine Grabstelle die von rechteckig aufgestellten Schieferplatten eingerahmt wird. Dort fanden die Archäologen auch drei antike Trinkgefäße und einen Teller. Das hochwertigste Grab ist eine 50 mal 75 Zentimeter große "Aschekiste". Dabei handelt es sich um einen Monoblock, der aus einem Stein gehauen wurde. Sauer geht davon aus, dass das Material aus der Eifel ("Eifeler-Tuff") stammt und hier bearbeitet wurde. Die Gestaltung dieser beiden Gräber lässt den Schluss zu, dass die Toten aus einer besser situierten Schicht der antiken Gesellschaft stammten. Darüber hinaus wurde in der 500 Quadratmeter großen Baugrube ein Pferdeskelett aus dem späten Mittelalter gefunden. "Das tote Pferd hat hier jemand im 14. oder 15. Jahrhundert verscharrt", vermutet Sauer.
Bereits im Jahr 2001 sind auf der Promenadenstraße beim Anlegen eines Fahrstuhlschachtes ein antiker Sargschatten und einige Sargnägel entdeckt worden. Eine damalige Untersuchung ergab, dass es sich um ein Römergrab aus dem 4. Jahrhundert, also aus der Spätphase der römischen Besiedlung, handelt. „Der Grabfund aus dem Jahr 2001 und der aktuelle Fund unterstreichen die Annahme, dass auch der westliche Ring von Neuss in der Antike als Gräberfeld benutzt wurde“, sagt Sabine Sauer. Für sie ein Indiz, dass die Toten des antiken Neuss nicht wie damals üblich entlang der Ausfallstraßen, sondern Kreisförmig, von innen nach außen, um die Siedlung herum bestattet wurden.
Die sterblichen Überreste der "Antiken Neusser" kommen nach Abschluss aller Untersuchungen in das Magazin des Stadtarchivs in Neuss-Norf.
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