09.11.2012 - Voller Humor und Spielfreude

Rhapsody in school im Marienberg-Gymnasium...

Am Abend zuvor hatten der Geiger Andrej Bielow und der Cellist Adrian Brendel noch gemeinsam mit dem Pianisten Kit Armstrong ein brillantes ZeughausKonzert absolviert, und am Morgen danach sitzen sie bereits gutgelaunt, gewissermaßen als Zweidrittelmehrheit des gestrigen Auftritts, im Musikraum C002 des Neusser Marienberg-Gymnasiums, um im persönlichen Kontakt »das direkte Musik-Erlebnis der Rhapsody in School« zu vermitteln, um das es nicht nur der Projektleiterin Sabine von Imhoff zu tun ist: An dem »Unternehmen«, das der bekannte deutsche Pianist Lars Vogt vor sieben Jahren ins Leben rief, haben sich mittlerweile schon rund zweihundert Künstler des In- und Auslandes mit großem Erfolg beteiligt. Ehrenamtlich, versteht sich – und vermutlich mit ähnlich großem Vergnügen wie Brendel und Bielow, denen die Sache offenkundig viel Spaß macht.

Als Einstieg präsentieren die beiden internationalen Musiker – Adrian Brendel ist trotz seines österreichischen Vaters Engländer, der aus der Ukraine stammende Andrej Bielow hat inzwischen einen deutschen Pass – einer der markantesten und aufsehenerregendsten Kompositionen, die es für ihre beiden Instrumente gibt: Zoltán Kodálys Duo op. 7. Wie sich zeigt, ein ideales Werk für die »schulische Rhapsodie«, dessen gekonnte Mischung  aus relativ modernen Klängen und volksmusikalischen Elementen sogleich die Aufmerksamkeit der Schülerinnen fesselt. Die Frage, wie denn funktioniere, bis man zu zweit, zu dritt oder zu viert so makellos spielen könne, beantwortet Andrej Bielow augenzwinkernd: »Das Üben ist die dunkle Seite der Macht ... Adrian muss überhaupt nicht üben, ich aber die ganze Zeit.« Sieben bis acht Stunden täglich könnten bei der Vorbereitung eines gemeinsamen Konzerte schon nötig sein, denn es geht schließlich nicht bloß darum, »die Töne zu üben. Musik entsteht aus Charakter, die Interpretation will immer neu geschaffen werden, sonst fehlt die Spontaneität«, ergänzt Adrian Brendel.

Ob sie Orchestererfahrung hätten, möchte eine Schülerin wissen, ob sie auch improvisieren können, eine andere. Die Antworten sind ebenso fundiert wie unterhaltsam, Vor- und Nachteile des Orchesterdaseins werden mit dem Dasein des freien Musikers verglichen, und Adrian Brendel, der wie sein Kollege Bielow gern auch mal jazzt, bringt es auf den Punkt: »Man kann nur eines auf höchstem Niveau machen. Improvisation is just for fun!« Derweil hat es längst zur großen Pause geläutet, doch das interessiert gegenwärtig niemanden. Es ist Zeit für Musik: Andrej Bielow spielt zum Schluss die erste Solo-Caprice von Niccolò Paganini, das kürzeste und schwierigste Stück der Sammlung, und Adrian Brendel verabschiedet sich mit dem ersten Satz aus der ersten Suite von Johann Sebastian Bach. Begeisterter Applaus entlässt die beiden Künstler. Andrej Bielow wird weiter nach Bukarest reisen, Adrian Brendel flieht über London nach Taipeh – und Rhapsody in School hat sich als neue Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Neuss sogleich aufs beste empfohlen.

Gemeinsame Aktivitäten in anderen Schulen sind geplant. Anfragen für Schulbesuche per mail an education@zeughauskonzerte.de (Koordination: Barbara Kempen). Weitere Informationen: www.rhapsody in school.de  oder www.zeughauskonzerte.de