09.04.2013 - Mobben oder mutig sein?

Kleine Compagnie arbeitet an „Jesus von Texas“...

 
...„Warte. Genau in dem Moment, wenn ich die Bierflasche öffne, schaust Du in Richtung Publikum“. „Du musst mich mit wild funkelnden Augen ansehen.“ „Lehne Dich noch ein wenig weiter zurück, das ist spannender.“ Wenn die Darsteller der Kleinen Compagnie im Proberaum der Alten Post an ihren Rollen feilen, dann fliegen die Worte durch den Raum, dann sprudeln die Ideen. Unter der Regie von Jale Maria Gönenc wird „Jesus von Texas“ neu inszeniert. Das Theaterstück  nach dem Buch von DBC Pierre wurde schon 2009 erfolgreich im Kulturforum aufgeführt - doch es ist so vielschichtig, dass die Dozentin mit dem jungen Ensemble diesmal ganz andere Schwerpunkte herausarbeitet und das Werk in einem völlig veränderten Bühnenraum präsentiert. 
Darum geht es: Ein Schüler namens Jesus Navarro läuft Amok. Er tötet 16 Mitschüler und dann sich selbst. Die  amerikanische Kleinstadt Martirio verlangt nach einem Schuldigen für diese Tragödie. In der Person von Vernon ist diese Figur bald gefunden: Als ehemals bester Freund von Jesus ist er derjenige, auf den man mit dem Finger zeigen darf, ja dessen Kopf rollen soll. So wollen es die Polizei, die Bürger, der CNN-Reporter Eulalio. Die fatale Spirale dreht sich um Mord, Mobbing, Missbrauch. Und um einen bemerkenswerten Vernon, der trotz aller widrigen Umstände unerschütterlich an das Gute glaubt.
Die Arbeit an dem Stück bringt die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler ans Nachdenken. „Es ist wichtig, dass man sich informiert und positioniert, Meinungen nicht unreflektiert übernimmt“, lautet eine von vielen Erkenntnissen.  „Man muss Dinge für sich bewahren“ und „man sollte sich nicht so abhängig davon machen, beispielsweise in der Schule vor den anderen gut dazustehen“, finden die Mitglieder der Kleinen Compagnie. Nicht zuletzt die Arbeit in der Alten Post hilft ihnen dabei, solche Ziele in ihrem Alltag jenseits der Bühne umzusetzen.
„Dem Autor ist es gelungen, die Empfindungen der Jugendlichen zu treffen. Das ist bemerkenswert, weil es voraussetzt, dass man in sich selbst ein Stück Kindheit und Jugend bewahrt“, sagt Regisseurin Jale Maria Gönenc.  Auch in ihr wirft „Jesus von Texas“ Fragen nach der Sinnsuche, Aufrichtigkeit oder Seelengesundheit auf. Themen, die besonders Jugendliche beschäftigen – und die mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter nicht verschwinden.

Premiere ist am 20. April 2013. Weitere Aufführungen gibt es am 21., 27. und 28. April sowie am 3., 4., 10. und 11. Mai 2013, jeweils um 20 Uhr. Karten und weitere Infos unter Telefon 02131/904122 und unter www.altepost.de. Der Theaterbesuch ist für Menschen ab zwölf Jahren geeignet.
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