10.06.2013 - Wie schmeckt das Schützenfest?

Neue Sonderausstellung im Rheinischen Schützenmuseum

Das Rheinische Schützenmuseum beschäftigt sich in seiner jetzt gestarteten Sonderausstellung mit den typischen Schützenspeisen und fragt „Wie schmeckt das Schützenfest?“ Aber es geht nicht nur um ungewöhnliche Gerichte, son-dern um einen der wichtigsten Bestandteile von Festen und Feiern allgemein: um Essen und Trinken.

Kennen Sie Spüene? Oder Lütje Lage? Oder Puspas? Vermutlich nicht! Aber wenn Sie ein Schütze aus Olpe, Hannover oder Neuwerk wären, würde sie diese Speisen vermutlich nicht nur kennen, sondern auch lieben. Denn diese Gerichte gehören dort zum Schützenfest dazu wie Königsschießen und Festzelt.  Auch in Neuss kennt man viele Gerichte, die mit dem Schützenfest verbunden werden: Der Kirmesschinken, den man rechtzei-tig vor den Festtagen beim Metzger bestellen musste, Rindfleischsuppe mit Marklößchen – oder wie der Neusser sagt „Renkfleeschzupp möt Bällsches“ – Appeltaat, also Apfelkuchen, und zum Abschluss des Festes am Mittwoch natürlich Radiese möt Läverwoosch. Dieses Gericht würde vermutlich ein Olper Schütze wiederum nicht kennen: geraspelter Rettich mit untergerührter bzw. dazu auf Brot gereichter Leberwurst stehen sicher nicht auf jeder Speisekarte.

Eine Feier ohne Essen und Trinken ist kaum denkbar! Dies gilt auch für das Schützenfest, das zentrale Ereignis der Schützenvereine und -bruderschaften im Rheinland. Und diese Verbindung hat eine lange Tradition: Bereits die Schützenbruderschaften in der Frühen Neuzeit trafen sich regelmäßig zu einem gemeinsamen Festmahl mit reichlich Bier und Wein. Der Wein spielt inzwischen keine große Rolle mehr, aber für das Bier gilt bis heute: Ob nach den Umzügen, auf der Festwiese oder abends beim Schützenball – ein Glas Altbier gehört dazu.

"Darüber hinaus ist das Schützenfest für viele auch mit ganz bestimmten Geschmackserinnerungen verbunden," sagt Kuratorin Dr. Britta Spies.  Auf die Frage „Wie schmeckt das Schützenfest ?“ können viele schnell eine Antwort geben: nach dem Schinken, der in der Kindheit noch extra für die Festtage gepö-kelt wurde, nach dem Birnenkompott, das es nur zum Schützenfest gab, oder nach Zuckerwatte, kandierten Äpfeln und gebrannten Mandeln, die den Kirmesrundgang bis heute versüßen.

Die aktuelle Ausstellung verfolgt die Tradition vom frühneuzeitlichen Festmahl der Bruderschaften bis zu den heutigen Erscheinungsformen des öffentlichen Volksfestes. Zu den behandelten Themenschwerpunkten gehören Fragen nach Festterminen und Festformen, Trinkritualen und Trinkgefäßen, nach Geschmackserinnerungen und besonderen Festspeisen in Neuss und anderswo, nach der Bedeutung des Trinkens für die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Schützen früher und heute sowie nach den Stammlokalen der Schützen, die als Orte des Genusses und der Kommunikation eine besondere Rolle spielen.

Zudem gibt es einen Überblick über „Biergeschichte von A bis Z.“ Fotos, Zeitzeugenberichte und Hörstationen bringen den Besu-chern der Ausstellung das Thema nahe – und wecken bei diesen dann vielleicht auch eigene Geschmackserinnerungen.

Übrigens: „Puspas“ ist ein Brotaufstrich oder Kompott, der aus gekochten Äpfeln, Birnen und Pflaumen besteht – alles Obstsorten, die zum Schützenfesttermin in Neuwerk reif sind und sich deshalb mit dem Schützenfest verbunden haben. „Lütje Lage“ beherrschen vor allem die Besucher des Schützenfests in Hannover: Dabei greift man mit einer Hand ein Bier- und ein Schnapsglas und trinkt beides gleichzeitig aus. Und Olper „Spüene“ ist eine ganz besondere Spezialität: ein Aufschnitt aus gesalzenem und gepökeltem Kuheuter – guten Appetit!

Die Ausstellung ist bis zum 24. November 2013 zu sehen. Das Museum ist am Mittwoch und Sonntag von 11 bis 17 Uhr, für Gruppen nach Vereinbarung geöffnet, der Eintritt ist frei. Weite-re Informatioen unter  www.rheinisches-schuetzenmuseum.de.