12.03.2015 - „Jedes Kind muss schwimmen lernen“
Bundestrainer Henning Lambertz unterstützt gemeinsames Pilotprojekt...
...von Stadtwerken Neuss, Stadtsportverband und dem Ausschuss für den Schulsport im Rhein-Kreis Neuss
Das Ziel der Projektpartner ist klar formuliert: Jedes Kind, das die Grundschule verlässt, soll schwimmen können. Um das zu erreichen, haben sich die Stadt Neuss über die Stadtwerke Neuss, der Stadtsportverband e.V. sowie der Ausschuss für den Schulsport im Rhein-Kreis Neuss zusammengetan. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Nach einer Studie der Universität Bielefeld können rund ein Drittel aller Viertklässler nicht oder zumindest nicht sicher schwimmen. Der Stadtsportverband Neuss (SSV) kommt in einer von ihm initiierten Untersuchung zu ähnlichen Ergebnissen. „Schwimmen können sollte in einer modernen Gesellschaft wie der unseren eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Deswegen haben wir die Initiative ergriffen, um mit starken Partnern ein klares Zeichen zu setzen“, betont Wilhelm Fuchs, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Neuss.
Die hohe Quote von Kindern, die nach Verlassen der Grundschulen noch nicht schwimmen können, wollen die Projektpartner in Neuss nicht länger hinnehmen. „Dem müssen und werden wir aktiv entgegenwirken. Nicht nur in unserer Funktion als Badbetreiber vor Ort in Neuss. Sondern auch, weil wir hier unsere gesellschaftliche Verantwortung sehen. Wenn Kinder frühzeitig schwimmen lernen, dann beugt das Ertrinkungsfällen vor, verbessert die Lebensqualität und fördert das sportliche Bewusstsein“, erklärt Matthias Braun, Geschäftsführer der Stadtwerke Neuss-Bädertochter. „Die Stadtwerke haben sich gemeinsam mit den Partnern vorgenommen, allen Kindern vor Ort eine fundierte Schwimmausbildung zukommen zu lassen.“ Eine ganz wesentliche Rolle, so Braun weiter, spiele dabei eine gezielte Förderung des Schulschwimmens.
Land verschärft Voraussetzungen für Schulsport
Seit dem 1. Dezember 2014 ist in Nordrhein-Westfalen der Erlass „Sicherheitsförderung im Schulsport“ in Kraft. Dieser stellt die Schulen und die Lehrkräfte vor zusätzliche Herausforderungen. „Wir wollen die Schulen bei der praktischen Umsetzung des Erlasses aktiv und ohne bürokratische Hemmnisse unterstützen“, erklärt Gisela Hug, Geschäftsführerin des Ausschuss für den Schulsport im Rhein-Kreis Neuss. „Gemeinsam mit unseren Neusser Projektpartnern hat für uns oberste Priorität, dass das Schulschwimmen in Neuss auf Grund des Erlasses nicht beeinträchtigt wird“, so Hug weiter. Deshalb werden ab sofort im Rahmen von Lehrerfortbildungen Kurse zum Erwerb der so genannten „Rettungsfähigkeit“ angeboten. Die Fortbildungen werden ab Ende April über mehrere Termine verteilt im nordbad in Neuss angeboten.
Bundestrainer unterstützt Neusser Projektpartner
Zum Projektstart mit einer Informationsveranstaltung für Grund- und Förderschullehrer konnten die Projektpartner jetzt Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz als Schirmherrn begrüßen. Der aus Neuss stammende Chef-trainer des Deutschen Schwimm-Verbandes unterstützt das partnerschaftliche Engagement in seiner Heimatstadt. „Das ist ein richtiger und wichtiger Schritt. Schwimmen erlernt sich am besten im Kindesalter. Wer über die Familie, die Schulen oder die Vereine erste Grundlagen im Wasser vermittelt bekommt, der hat sein ganzes Leben lang etwas davon. Das Neusser Projekt ist hier in meinen Augen vorbildlich“, erklärte Lambertz den versammelten Lehrern im Rahmen seines Impulsvortrags.
Mehrgliedrige Projektinhalte vereinbart
Der Erwerb der Rettungsfähigkeit als Voraussetzung, um Schwimmunterricht erteilen zu dürfen, bildet eine Säule des Projektes „Jedes Kind soll schwimmen lernen“. Zudem soll eine Lehrerqualifizierung stattfinden, die eine Fortbildung zum attraktiven Schwimmunterricht beinhaltet. Hierbei sollen den Lehrkräften Inhalte vermittelt werden, die für die Schülerinnen und Schüler Anreize bieten. Weiter soll es perspektivisch einen begleitenden Schwimmunterricht der Schulen in Neuss geben. „Der Lehrkraft wollen wir hierfür einen qualifizierten Mitarbeiter zur Seite stellen. Das soll dafür sorgen, dass zum Beispiel Nichtschwimmer und Schwimmer gleichzeitig in einer Unterrichtseinheit unterrichtet werden können“, beschreibt Alexander Bride, Betriebsleiter Bäder bei den Stadtwerke Neuss den begleitenden Schwimmunterricht. Zudem wird es zusätzliche Schwimmkurse für Nichtschwimmer an Samstagen und in den Ferien geben. Diese werden in Kooperation mit der Stadtwerke Neuss-Bädertochter und den Schwimmsport treibenden Vereinen in Neuss an-geboten. „Kurse in der unterrichtsfreien Zeit haben höhere Erfolgsquoten. Die Kinder sind nicht so belastet, sind ausgeruhter und entwickeln in der Regel auch mehr Spaß und Freude“, weiß Gisela Hug, die selbst in der Ausbildung für den Neusser Schwimmverein tätig ist.
„Seepferdchen“ oder besser noch „Bronze“
Die Neusser Projektpartner sind sich zum Kick-Off einig: „Alle Kinder, die die Grundschule verlassen, sollten schwimmen können.“ Konkret sollen die 10 bis 11 Jahre alten Kinder zumindest das „Seepferdchen“ (Sprung vom Beckenrand, 25 Meter Schwimmen sowie Herausholen ei-nes Gegenstandes mit den Händen aus schultertiefem Wasser) erworben haben. Besser noch wäre es, wenn sie die Anforderungen des Abzeichens „Bronze“ erfüllen würden: Sprung vom Beckenrand, 200 Meter Schwimmen in maximal 15 Minuten,Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Herausholen eines Gegenstandes, Sprung aus einem Meter Höhe sowie Kenntnis der Baderegeln.