21.08.2015 - urKULTur

Wie hat die Religion begonnen? Woran glaubten die Menschen der Frühgeschichte? Und wieviel ...

...können wir darüber wirklich aus archäologischen Fundstücken herauslesen? Diesen und weiteren Fragen geht die Ausstellung „urKULTur – Prähistorische Religionen am Niederrhein“ des Clemens Sels Museum Neuss, Am Obertor, nach. Vom 23. August bis zum 8. November 2015 können sich die Besucherinnen und Besucher einen Einblick in die religiöse Vorstellungswelt der Menschen in Jungsteinzeit, Eisenzeit und römischer Zeit verschaffen. Insbesondere für die Jungsteinzeit, das Neolithikum, fehlen jedoch gesicherte Antworten. „Wir präsentieren Denkanstöße, da es keine allgemeingültige Erkenntnis gibt.“, fasst Kurator Dr. Carl Pause die Intention hinter der Ausstellung zusammen.
Die Ausstellung ist aufgeteilt in die Themenblöcke Bestattungen, heilige Orte, Darstellung übernatürlicher Wesen und rituelle Objekte. Bei jedem der vier Themen werden dabei Fundstücke der drei Epochen gegenübergestellt. Durch einen Vergleich, teilweise auch mit heutigen religiösen oder alltäglichen Gegenständen und Praktiken, werden die bisherigen Interpretationen in Frage gestellt. Sind verschiedene römische Urnen tatsächlich Ausdruck unterschiedlicher Kulte? Oder zeigen die Urnen lediglich, dass die Bildhauer damals, wie auch die Bestatter heute, nur verschiedene Geschmäcker ihrer Kundschaft bedienen mussten? Stellt eine Tonfigur aus der Jungsteinzeit wirklich eine Gottheit dar? Oder handelt es sich vielleicht einfach um ein Kinderspielzeug? Antworten gibt die Ausstellung nicht, jedoch zeigt sie auf, wie stark unsere Wahrnehmung der Fundstücke im Vorhinein geprägt wurde. Pause macht dies an einem Beispiel deutlich: „Unser Bild von der `keltischen´ Religion als mystisch und geheimnisvoll geht auf eine Sammlung von angeblichen Bardengesängen aus dem 18. Jahrhundert zurück, die jedoch allesamt frei erfunden waren.“ Gleiches gelte für die „germanische“ Mythologie, deren bekannte Quellen aus christlicher Zeit stammten und damit entsprechenden Einflüssen unterlagen. Gezeigt wird außerdem, wie sich Religionen verändern, wenn sie in einen anderen Kulturkreis vordringen. So wurde der gallo-römische Umgangstempel lediglich in den gallischen und germanischen Provinzen des römischen Reiches gebaut und ist in Italien nicht zu finden. Ganz plastisch wird es bei einem kongolesischen Kruzifix aus dem 18. oder 19. Jahrhundert, das einen zweigeschlechtlichen Jesus mit Brüsten zeigt. Die Erklärung für diese einem Europäer seltsam anmutende Darstellung ist für Pause ganz simpel: „Nach traditioneller Vorstellung ist etwas göttliches immer männlich und weiblich zugleich.“
Die Ausstellung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Himmelwärts“, bei der sich rund 50 Museen und Kultureinrichtungen des grenzüberschreitenden Kulturgeschichtlichen Museumsnetzwerks Niederrhein dem Thema Glaube und Religion an Rhein und Maas widmen. Weitere Informationen sind im Inter¬net auf www.clemens-sels-museum-neuss.de oder telefonisch unter 02131/904141 erhätlich.
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