15.09.2016 - Paleotopie – Früher war alles immer besser

Ausstellung der Klasse Schwer von der Kunstakademie Münster

Zum Abschluss der aktuellen Ausstellung von Paul Schwer im Clemens Sels Museum Neuss realisiert der Künstler gemeinsam mit 14 Studenten seiner Klasse von der Kunstakademie Münster eine Gemeinschaftsausstellung. Diese haben sie eigens für den Grafikraum konzipiert und umfasst Malerei, Skulptur und Installation ebenso wie Zeichnung, Druckgrafik, Video und Performance.
Paleotopie ist eine Wortschöpfung, die aus Paleozän und der Endung -topie besteht. Mit diesem Kunstwort, so Matthias Zahlten, erschafft die Klasse Schwer einen fiktiven Ideenraum, in dem das Frühere als utopisch positiv eingeschätzt wird. Das Paleozän beschreibt begrifflich einen Zeitraum aus der Erdgeschichte, der vor rund 66 Millionen Jahren begann und etwa vor 56 Millionen Jahren endete. Aktuell wird mit dem Wort Paleo beziehungsweise. Paleodiät eine Form der Ernährung propagiert, bei der auf Nahrungsmittel verzichtet wird, die zur Zeit der Frühgeschichte noch nicht vorhanden waren. Der menschliche Verdauungsapparat sei, so die Vorstellung, den modernen Lebensmitteln nicht angepasst. Diese Ideologie scheint absurd, da zwar auf Milchprodukte und Getreide verzichtet wird, dafür aber eine kultivierte Banane aus Mittelamerika für einen europäischen Konsumenten als Paleo eingestuft werden kann. Eben jene Absurdität in Rückbesinnungen, Nostalgien oder Natürlichkeitsdoktrinen und die Idee von einem positiven Zustand in der Vergangenheit interessieren die Studierenden der Klasse Schwer an der Kunstakademie Münster. In ihrer multimedialen Ausstellung im Clemens Sels Museum Neuss gehen die Studierenden diesem Phänomen nach und persiflieren oder validieren retroästhetische Vorstellungen einer besseren Vergangenheit. An der Ausstellung sind Bastian Blau, Nicholas Grafia, Kathrin Heyer-Lachmann, Joschua Knüppe, Holger Küper, Gilsuk Ko, Hannah Menzel, Minori Munetomo, Marcel Strecker, Julia Warnecke, Charlotte Watolla, Therese Watolla, Jana Weigelt-Harth, Pia Weitkamp und  Matthias Zahlten beteiligt.

Die offizielle Eröffnung findet erst am Montag, 3. Oktober 2016, ab 11.30 Uhr parallel zur Finissage der Ausstellung von Paul Schwer statt. Die Finissage umfasst eine gemeinsame Performance von Inga Krüger, René Haustein und Paul Schwer. Parallel dazu richtet das Kulturforum Alte Post am 3. Oktober von 11 bis 18 Uhr die Finissage der Ausstellung „horror vacui“ der Künstlergruppe „deckkraft“ aus.        

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Clemens Sel Museum