27.03.2020 - Musikschulen im Rhein-Kreis Neuss

Digitaler Unterricht wegen Corona-Schließungen

In Zeiten der Corona-Krise setzen die öffentlichen Musikschulen im Rhein-Kreis-Neuss auf Fernunterricht auch mit digitalen Medien. „Wir sehen hier zuerst eine Verantwortung für uns Musikschulen, die Schülerinnen und Schüler in den vielen Wochen zu Hause so viel wie möglich beim Üben zu unterstützen und im Rahmen unserer Möglichkeiten auch digital oder per Telefon zu unterrichten.“ Für Ruth Braun-Sauerwein, Leiterin der Musikschule im Rhein-Kreis Neuss war dies seit Beginn der Krise eine klare Sache, ebenso wie für die benachbarten kommunalen Musikschulen in der Stadt Neuss, in Meerbusch und in Dormagen. Alle Lehrkräfte haben sich innerhalb kürzester Zeit auf die Situation eingestellt und mit unglaublich viel Engagement und Kreativität Lösungen für den vorübergehenden Fernunterricht entwickelt.

Videochat heißt das bevorzugte Medium. Aber nicht nur im direkten Kontakt findet die motivierende Anleitung zum Musizieren zu Hause statt, es werden auch individuelle Übungspläne per E-Mail oder Links mit Hinweisen auf geeignete Video-Tutorials verschickt. „Seit Beginn der Schulschließungen arbeitet unser gesamtes Kollegium mit Hochdruck und mit kreativen Ideen an der Frage; was können wir für unsere Schülerinnen und Schüler in musikalischer Hinsicht auch aus der Distanz tun?“ Holger Müller, Leiter der Musikschule der Stadt Neuss hat viele Rückmeldungen aus dem Kollegium und der Elternschaft bekommen. So sei der Einzelunterricht und der Unterricht in kleinen Gruppen weitestgehend auf Fernunterricht umgestellt, sogar Chorproben des Jazz- und Popchors „roundabout“ haben mit 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer per Videokonferenzschaltung stattgefunden. „Wir versuchen über unsere zahlreichen Aktivitäten den Musikschulbetrieb soweit wie möglich aufrechtzuerhalten. Die Kontaktaufnahme erfolgt nach Absprache, üblicherweise zu den normalen Unterrichtszeiten", sagt Anne Burbulla, Leiterin der städtischen Musikschule in Meerbusch.

Die Eltern und Schüler seien sehr dankbar, dass der Unterricht so fortgeführt werden könne. „Wenn man diesen Zeiten etwas Gutes abgewinnen will, dann doch, dass die Zeit mit der Familie sich noch intensiver gestaltet als normalerweise und zumindest hier bei uns hat der Anteil, den die Instrumente dabei spielen, nur noch zugenommen“, berichtet Claudia Beckers, Mutter von drei musizierenden Kindern aus Kaarst und Mitglied der Eltern-Schüler-Vertretung. „Unsere Tochter Frida hatte heute den ersten Flötenunterricht per Telefon und war zuerst sehr aufgeregt und danach sehr stolz. Unsere Kinder Levi und Emma sind von Ottmar Nagel auch bestens mit Noten und entsprechenden Tipps versorgt worden und haben selbst schon Lieder aufgenommen und Feedback erhalten. Und nicht zuletzt nutzt auch mein Mann diese erzwungene Pause, um die Lieder, die Michael Bovie mit ihm bearbeitet, zu üben“.


Philipp van Endert, Lehrer für Jazzgitarre in Neuss berichtet: „letzte Woche hatte ich den Schülern vorher über E-Mail individuelle Aufgaben und einen Plan geschickt und konnte das dann im Online-Unterricht durchgehen. Für diese Woche freue ich mich auf die ersten Ergebnisse und Aufnahmen der Schüler und werde die dann per Video und per Mail besprechen.“ Dass die unterschiedlichen digitalen Hilfsmittel noch nicht überall reibungslos funktionieren und das die Qualität von der Geschwindigkeit der Datenübertragung abhängt, sieht van Endert realistisch. Aber die Digitalisierung der Musikschularbeit erhält seiner Meinung nach einen enormen Schub: „hier sehen wir in der Krise auch eine Chance was unsere digitalen Möglichkeiten betrifft, sehnen uns aber gleichzeitig den „normalen“ Unterricht mit „eins zu eins“ Kontakt und gemeinsamen Musizieren wieder herbei“.

Die Schulleiter sind sich einig: „Online Unterricht bringt etwas Normalität in diese Zeit. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und zeigen: wir sind trotz Corona für unsere Schülerinnen und Schüler da!"