22.03.2021 - Shakespeare Garden

Open-Air-Festival vom 16. Juni bis zum 2. Juli 2021 am Globe Theater Neuss

In der Tradition der fahrenden Schauspielertruppen, die in früheren Zeiten das theaterbegeisterte Publikum mit ihren Darbietungen entzückten, wird das diesjährige Shakespeare Event zu einer Freiluftveranstaltung. Nicht das Globe selbst, das bei schönem Wetter bekanntermaßen ein recht lauschiger Dampfkessel werden kann, sondern direkt daneben – im Führring der Rennbahn – geben sich österreichische, belgische, englische, türkische und deutsche Ensembles ein Stelldichein, um das einzigartige Universum des überragenden Dichters zum Leben zu erwecken. „Wir wollen auch in diesem Jahr etwas Besonderes bieten“, fast Kulturdezernentin Dr. Christiane Zangs die Intention hinter Shakespare Garden als Alternative zum Shakespeare Festival im Globe zusammen.

Insgesamt 21 Veranstaltungen stehen vom 16. Juni bis zum 2. Juli 2021 auf dem Grundriss des Shakespeare Garden, der, wie jeder Garten, natürlich liebevoll gehegt und gepflegt sein will. Neun „fahrende Truppen“ dürfen wir erwarten, dazu den gänzlich unverzichtbaren Patrick Spottiswoode und die Jazzsängerin und -pianistin Caroll Vanwelden mit ihrer Band, die das Publikum wieder einmal mit ihrer mitreißenden Sicht auf die Sonette begeistern wird. Und auch für die jüngsten Shakespeare-Fans ist gesorgt: Es wird erstmals Aufführungen für Kinder ab 6 Jahren geben! Wichtig ist Kulturreferent Dr. Rainer Wirtz als künstlerischem Leiter dabei, „dass wir Open Air auf dem gleichen Niveau bleiben wie sonst im Globe.“

Der bunte Reigen beginnt am Mittwoch, 16. Juni 2021, mit einer Melange des Rheinischen Landestheaters: In „Shakespeare’s Love but Marriage“ verbindet der schweizerische Regisseur Tom Gerber geschickt verschiedene Motive aus dem Sommernachtstraum und der Widerspenstigen Zähmung zu einer turbulenten Kombi-Komödie.

Das Neue Globe Theater aus Potsdam präsentiert darauf ein Schauspiel des Mannes, der in bestimmten Kreisen noch immer als einer der „eigentlichen“ Shakespeares gehandelt wird: Christopher Marlowe. Sein 1592 entstandener „Edward II.“ ist allerdings in der Version zu sehen, die Bertolt Brecht vor nunmehr beinahe einhundert Jahren unter dem Titel „Leben Eduards des Zweiten von England“ auf die Bühne gebracht hat – das Bild eines Monarchen, dem im Laufe seiner zwanzigjährigen Herrschaft der Sinn mehr nach seinem Günstling Gaveston als nach seiner Gemahlin gestanden haben soll. Letztere sorgt dann freilich im Verein mit ihrem Geliebten Mortimer für andere Verhältnisse.

Naturgewalten ziehen im Shakespeare Garden auf, wenn das Globe Ensemble Berlin den späten „Sturm“ entfesselt. Die späte Romanze vom visionären Zauberer Prospero, dem rechtmäßigen Herrscher Mailands, wird hier zu einer Auseinandersetzung mit der Globalisierung, den Konflikten zwischen Zivilisation und Natur, unterdrückerischen Mächten und gerechter Herrschaft. Wenn sich Prosperos wohlbehütete Tochter Miranda in den Sohn seines Widersachers verliebt, scheint eine Utopie reale Gestalt anzunehmen.

Ein Sturm ganz anderer Art ist zu erwarten, wenn Caroll Vanwelden bei ihrem vierten Gastspiel im und am Neusser Globe mit ihrer Combo und ausgewählten Sonetten das Publikum in Swing versetzt: Die ebenso außergewöhnlichen wie facettenreichen Vertonungen sind immer wieder ein ganz besonderes Ereignis wie auch die anschließenden Lectures, die während der letzten Jahre im Programm der Shakespeare Festivals nur einmal fehlten – als nämlich Patrick Spottiswoode, der Begeisterer und Gründer des Educational Department am Londoner Globe, just zur Zeit des vierwöchigen Festspiels in Neuseeland weilte. Am 23. Juni 2021 plaudert er nun unter freiem Himmel über Shakespeares Leben, den Stil des elisabethanischen Theaters und das Globe. Wer ihn noch nicht erlebt hat, sollte sich schnellstmöglich ein Ticket besorgen!

Die Salzburger theaterachse, die uns in den vergangenen Jahren unter anderem mit einem sehr schönen „Sturm“ und einem urkomischen „Besuch der Lustigen Weiber von Windsor“ größtes Vergnügen bereitet hat, kommt jetzt mit „Viel Lärm um Nichts“ in den Shakespeare Garden: Spritzige Wortgefechte junger Liebespaare, die zum Teil noch nichts von ihrer Zuneigung wissen, und eine hässliche Intrige münden in ein Happy End, das sich seines Beifalls sicher sein kann.

Über stürmischen Applaus konnte sich die bremer shakespeare company freuen, als sie ihre neue Inszenierung des „Wintermärchens“ aus der Taufe hob. Das eigenartige Spätwerk, in dem die klassische Einheit von Ort und Zeit vollends aus den Angeln gehoben ist, betrachtet die rasende Eifersucht des sizilianischen Königs Leontes, der in der Annahme, seine Hermione habe ihn mit dem böhmischen Freund und Kollegen Polixenes betrogen, blindwütige Todesurteile über die völlig unschuldige Gemahlin und deren (vermeintlich uneheliche) Tochter ausspricht – da herrscht Eiszeit in dem Lande, wo die Zitronen blühen sollten. Immerhin gibt es helfende Kräfte, die den direkten Befehl missachten, und so kann sich das vermeintliche Drama nach sechzehn Jahren in poetisch-anrührendes Wohlgefallen auflösen.

Der gebürtige Neusser Norbert Kentrup hatte vor gut dreißig Jahren die „splendid idea“, das Globe nach der Landesgartenschau von Rheda-Wiedenbrück an die Rennbahn zu verfrachten. Er stand beim ersten Shakespeare Festival (1991) auf der Bühne, gastierte zwischendurch unter anderem als äußerst erheiternder Heinrich VIII. und liest jetzt im Garten des Dichters aus seiner Autobiographie „Der süße Geschmack von Freiheit“.

Im Anschluss meldet sich seine alte Truppe, die bremer shakespeare company, noch einmal zu Worte, und zwar mit einem hochaktuellen „Coriolanus“, der im Zusammenspiel mit dem Tiyatro BeReZe aus Istanbul zweisprachig aufgeführt wird.

Für Puristen ist dann gutes Rad teuer, denn die vier Damen der britischen HandleBards, die jetzt auch schon zum zweiten Mal auf ihren Bicycles nach Neuss kommen, werden einen „Macbeth“ in den Führring bringen, der die schaurig-grimmige Geschichte vom Königsmörder und seiner machtlüsternen Lady in einem denkbar amüsanten Licht erscheinen lässt – eine mehr als vertretbare Sichtweise, wenn wir bedenken, wie lächerlich die Besessenheit und die Machenschaften gekrönter Häupter in Wahrheit sind.

Urkomisch ist auch das Finale des diesjährigen Shakespeare Gardens im Führring am Globe, wo das Potsdamer Theater Poetenpack eine köstliche Komödie spielen wird: „Der Ritter von der flammenden Mörserkeule“ ist ein Werk von Francis Beaumont (1584-1616) und John Fletcher (1579-1625), die neben dem Manne aus Stratford-upon-Avon zu den erfolgreichsten Theaterdichtern der elisabethanischen Zeit gehörten. Die originelle, quirlige Posse setzt einen luftig-lustigen Schlusspunkt hinter den diesjährigen Shakespeare Garden!

Die Veranstaltungen werden open air unter Einhaltung der dann aktuellen Hygieneauflagen durchgeführt. Alle Informationen zu diesem Thema finden Sie zeitnah auf unserer Webseite www.shakespeare-garden.de. Um immer auf dem Laufenden zu sein, tragen Sie sich am besten in unseren Newsletter www.shakespeare-festival.de/de/newsletter ein.

Der Kartenvorverkauf startet Anfang Juni 2021 bei allen bekannten Vorverkaufsstellen oder über die Karten-Hotline unter 02131 526 99 99 9.

Weitere Informationen sind unter www.shakespeare-garden.de erhältlich.

In unserem Bildarchiv finden Sie Fotos zu der Pressemitteilung.

Veranstaltungsübersicht Shakespeare Garden

16. und 17. Juni 2021, 20 Uhr
SHAKESPEARE‘S LOVE BUT MARRIAGE
von Tom Gerber nach Motiven
von William Shakespeare
Rheinisches Landestheater Neuss

18. Juni 2021, 20 Uhr
LEBEN EDUARDS DES ZWEITEN VON ENGLAND
von Bertolt Brecht nach Christopher Marlowe
Neues Globe Theater, Potsdam

19. Juni, 20 Uhr und 20. Juni 2021, 18 Uhr
DER STURM
Globe Berlin Theater

21. und 22. Juni 2021, 20 Uhr
SINGING SHAKESPEARE’S SONNETS
– THE BEST OF
Caroll Vanwelden & Combo


23. Juni 2021, 20 Uhr
SHAKESPEARE AND THE GLOBE
Lecture Patrick Spottiswoode

24. und 25. Juni 2021, 20 Uhr
VIEL LÄRM UM NICHTS
die theaterachse, Salzburg

25. Juni 2021
KINDERVORSTELLUNGEN
die theaterachse, Salzburg

26. Juni 2021, 20 Uhr
DAS WINTERMÄRCHEN
bremer shakespeare company

27. Juni 2021, 18 Uhr
DER SÜßE GESCHMACK VON FREIHEIT
Norbert Kentrup liest aus seiner Autobiografie

28. und 29. Juni 2021, 20 Uhr
CORIOLANUS
Eine deutsch-türkische Koproduktion des Tiyatro BeReZe, Istanbul
und der bremer shakespeare company

30. Juni und 1. Juli 2021, 15 und 20 Uhr
MACBETH
The HandleBards, London

2. Juli 2021, 20 Uhr
DER RITTER DER FLAMMENDEN MÖRSERKEULE
von Francis Beaumont & John Fletcher
in einer Fassung von Stefan Ebeling
Theater Poetenpack, Potsdam

Weitere Informationen sind unter www.shakespeare-garden.de erhältlich.

(Stand: 22.03.2021/Spa)