12.07.2023 - Stadtwerke haben Neuss sicher durch die Energiekrise 2022 geführt
Ergebnis über Plan / Energie wurde eingespart
Auch bei den Stadtwerken Neuss war das Geschäftsjahr 2022 massiv von den Auswirkungen der Energiekrise sowie auch noch einmal der Corona-Pandemie geprägt. Die Umsätze sind deutlich auf 248,5 Millionen Euro gestiegen. Die Steigerungen betreffen im Wesentlichen den Energiebereich und gehen dort allein auf das hohe Preisniveau bei gesunkenen Absatzmengen zurück. Die Stadtwerke Neuss haben im Geschäftsjahr 2022 nach Steuern und nach Ausschüttung an die Minderheitsgesellschafter einen Konzerngewinn von rund 9,3 Millionen Euro erwirtschaftet.
„Das Ergebnis liegt über dem Planansatz und resultiert aus einmaligen, nicht jährlich wiederkehrenden Sondereffekten. So wurden die Auswirkungen der Corona-Pandemie gegenüber der Wirtschaftsplanung im Bereich Bäder und ÖPNV auch 2022 noch einmal teilweise durch Corona-Hilfen kompensiert“, erklärt Stephan Lommetz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Neuss.
In den Sport- und Freizeiteinrichtungen der Stadtwerke-Tochter Neusser Bäder und Eissporthalle GmbH sind die Besucherzahlen wie auch die Umsatzerlöse im vergangenen Jahr erfreulicherweise wieder deutlich gestiegen und haben sich dem Vor-Corona-Niveau angenähert. Die Umsätze im Verkehrsbereich sind jedoch noch einmal deutlich unter das niedrige Vorjahresniveau gesunken. Maßgeblich hierfür waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Einführung des 9-Euro-Tickets in den Sommermonaten 2022. „Die durch den Ukraine-Krieg seit dem Frühjahr 2022 dramatisch verschärfte Energiekrise samt Gasmangellage hat auch die Stadtwerke Neuss vor große Herausforderungen gestellt. Die Versorgung von Industrie, Gewerbe und privaten Haushalten konnte aber zu jeder Zeit sichergestellt werden“, so Thomas Walkiewicz, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Neuss. Die Aufrufe der Stadtwerke zu Energieeinsparungen haben in Neuss erfolgreich funktioniert. Die Stadtwerke selber sind unter anderem in ihren Sport- und Freizeiteinrichtungen mit gutem Beispiel vorangegangen.
2022 im Rückblick
Der klassische Energievertrieb war 2022 davon geprägt, dass die meisten Wettbewerber sich aufgrund der Energiekrise zurückgezogen hatten. Die Stadtwerke haben durch Kapriolen des Vertriebsmarkts Ende 2021 rund 3.000 Strom- und Gaskunden zumindest vorübergehend hinzugewonnen. Auslöser hierfür waren Belieferungsstopps und Insolvenzen sogenannter Billiganbieter. Wesentlich zum guten Ergebnis der Stadtwerke beigetragen haben die Erlöse aus Beteiligungen. Dagegen waren sowohl im Strom-, als auch im Gas- und Fernwärmeabsatz 2022 große Energieeinsparungen und damit deutliche Absatzrückgänge zu verzeichnen. Der Stromabsatz sank 2022 um über 11 Prozent auf 342 GWh. Der Gasabsatz reduzierte sich sogar um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1.630 GWh. Der Fernwärmeabsatz sank um 19 Prozent auf 17,6 GWh. Auch der Wasserabsatz ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Die beiden eigenen Windräder bei Neuss-Hoisten befinden sich inzwischen seit über 6 Jahren im Regelbetrieb und produzieren seitdem CO2-freien Strom. Derzeit prüfen die Stadtwerke den Bau weiterer Windenergieanlagen auf Neusser Stadtgebiet. Über Kooperationen sind die Stadtwerke Neuss zudem an der Erzeugung von erneuerbarer Energie in Deutschland und Europa beteiligt. An der Thüga Erneuerbare Energien GmbH (ThEE) halten die Stadtwerke Neuss rund neun Prozent der Anteile. Der hier produzierte Strom aus 8 Solarparks und 162 Windrädern aus erneuerbarer Energie im vergangenen Jahr reicht aus, um rund 147.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.
In Neuss und Umgebung haben die Stadtwerke in 2022 die Energie- und Wärmewende weiter vorangetrieben. Fast 100 Solaranlagen und modernisierte Heizungsanlagen konnten über ihre Contracting-Modelle „sonnen|strom“ und „mehr|wärme“ realisiert werden.
Die Stadtwerke Neuss bauen die Elektromobilität in Neuss weiter stark aus. Zum Stichtag 31.12.2022 waren insgesamt bereits über 600 Ladepunkte auf Neusser Stadtgebiet installiert. Die Ladesäulen befinden sich im öffentlichen, halböffentlichen als auch schwerpunktmäßig im gewerblichen und privaten Bereich. Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur wurde nach erfolgter Standortplanung und Projektierung mit der Stadt Neuss im Jahresverlauf 2023 deutlich hochgefahren.
Die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Neuss haben im Jahr 2022 insgesamt 17,4 Millionen Fahrgäste befördert. Die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr sind damit nach der Corona-Pandemie wieder leicht angestiegen, liegen aber immer noch unter dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie und erholen sich nur langsam. Im Gegensatz zu den Fahrgastzahlen sind die Umsatzerlöse gesunken. Das hängt unmittelbar mit dem 9-Ticket in den Sommermonaten 2022 zusammen.
Die Stadtwerke haben im Jahr 2022 den ÖPNV in Neuss weiter ausgebaut und modernisiert. Weitere Elektrobusse wurden bestellt und teilweise auch schon in Betrieb genommen. Für ihr sogenanntes „Spritsparmodell“ wurden die Stadtwerke in Berlin mit dem „ZfK- Nachhaltigkeitsaward“ ausgezeichnet. Die fortschreitende Elektrifizierung der Busflotte geht mit einer massiven CO2-Einsparung einher.
Die Freizeiteinrichtungen der Stadtwerke Neuss verzeichneten 2022 über 658.000 Gäste in den drei Schwimmbändern, der Eissporthalle und der Saunalandschaft WELLNEUSS. Die Besucherzahl hat sich damit gegenüber dem noch stark von Corona geprägten Jahr 2021 annähernd verdoppelt und sich dem Vor-Corona-Niveau angenähert. Damit einhergehend stiegen auch die Umsätze um rund 80 Prozent auf fast 6,4 Millionen Euro. Die umgesetzten Energiesparmaßnahmen führten allerdings in den Schwimmbädern vor allem im Herbst und Winter zu wieder sinkenden Besucherzahlen.
Die Stadtwerke-Contracting-Tochter gc Wärmedienste GmbH hat im zurückliegenden Jahr ihre Aktivitäten weiter ausgebaut. Inzwischen hat „german contract“ bundesweit über 3.400 Objekte mit modernen Wärmeanlagen und Solaranlagen ausgestattet.
Die Gesamtinvestitionen der Stadtwerke Neuss lagen im Jahr 2022 ohne Finanzanlagen bei rund 15,2 Millionen Euro.
Im Durchschnitt beschäftigten die Stadtwerke Neuss im vergangenen Jahr weiter rund 660 Mitarbeitende. In allen Konzernbereichen sind die Stadtwerke teils massiven Wettbewerbsveränderungen ausgesetzt. Diese wurden und werden von den Mitarbeitenden und den gewählten Arbeitnehmervertretern mit einem hohen Maß an Flexibilität und Einsatzbereitschaft erfolgreich gemeistert.
Die Stadtwerke Neuss leisten über den erzielten Jahresüberschuss hinaus einen wesentlichen Anteil zur Daseinsvorsorge in Neuss. Rechnet man die Übernahme der Verluste aus den defizitären Bereichen Bäder und Eissporthalle, den ÖPNV, die Konzessionsabgaben und Steuern hinzu, so ergibt sich durch die Tätigkeiten der Stadtwerke Neuss alleine im Jahr 2022 wieder eine Wertschöpfung für die Stadt von über 28,2 Millionen Euro.
Trotz der Energiekrise und den weiterhin vorhandenen Belastungen im Bäder- und Mobilitätsbereich hat der Stadtwerke-Konzern aufgrund seiner soliden Bilanzstruktur das Jahr 2022 gut verkraftet. Die Liquidität war im zurückliegenden Jahr jederzeit gesichert. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Neuss GmbH hat der Gesellschafterversammlung empfohlen, den Jahresüberschuss komplett zu thesaurieren und zur Finanzierung wichtiger Zukunftsinvestitionen der Stadtwerke einzusetzen.
Ausblick 2023
Ein Ende der weltweiten Energiekrise ist weiterhin nicht in Sicht. Insbesondere die Lage am Gasmarkt steht weiterhin unter besonderer Beobachtung der Bundesnetzagentur. Auch wenn im vergangenen Winter die Gasmangellage auch durch Anstrengungen der Stadtwerke Neuss, der Neusser Bevölkerung und der Unternehmen abgewendet werden konnte, gilt weiterhin die Alarmstufe. Das Preisniveau auf den Märkten liegt immer noch deutlich über den Preisen vor Beginn der Energiekrise. Dennoch konnten die Stadtwerke als einer der ersten Versorger in Deutschland bereits zum 1. April 2023 die Erdgaspreise für ihre Kunden deutlich um über 26 Prozent senken. Inzwischen bieten die Stadtwerke Neuss auch wieder attraktive Sondertarife für Strom und Gas an, die zum Teil deutlich unter den Energiepreisbremsen der Bundesregierung liegen.
Die Stadtwerke Neuss raten weiter dazu, Energieverbräuche zu reduzieren. Dies betrifft die Industrie, das Gewerbe und auch die privaten Haushalte. Gerade hier empfehlen die Stadtwerke individuelle Verhaltensänderungen wie die Absenkung der Raumtemperatur, aber auch Wartungen und Modernsierungen von Heizungsanlagen. Praktische Energieeinspartipps der Stadtwerke finden sich auch online unter www.stadtwerke-neuss.de/energie-wasser/energie-zukunft.
In 2023 treiben die Stadtwerke Neuss die lokale Mobilitätswende mit vollem Tempo voran. Das DeutschlandTicket wurde auch in Neuss zum 1. Mai eingeführt. In diesem Jahr wurden und werden mindestens 25 öffentliche Ladesäulen in der Innenstadt aber auch in den Stadtteilen errichtet. Die Anzahl der Stadtwerke-Sharing-Fahrzeuge steigt ständig. Die Vorbereitungen für den Start der „on demand“-Verkehre laufen auf Hochtouren. Die Stadtwerke Neuss setzen somit ihren Weg vom Busbetreiber zum umfassenden zunehmend digital ausgerichteten Mobilitätsdienstleister fort.
Eine hohe Nachfrage verzeichnen die Stadtwerke für ihre Contracting-Leistungen. Waren es in der Vergangenheit vor allem erdgasbetriebene Wärmeerzeugungsanlagen inklusive Blockheizkraftwerken, rücken aktuell die gesetzlichen Vorgaben Anlagen auf Basis erneuerbarer Energieträger, wie etwa PV-Anlagen oder Wärmepumpen, in den Fokus. Innovative Contracting-Projekte ermöglichen eine hohe Effizienzsteigerung und die mit ihnen einhergehende Reduzierung von CO2- Emissionen kann einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Neusser Klimaziele leisten.