Best Practices von Neusser Unternehmen

Zunächst berichteten Dr. Michael Becker von der Produktion von Bauteilen für Wasserstoffantriebe bei der Pierburg GmbH in Neuss und Dr. Dieter Ostermann von neo hydrogen sensors von der Herstellung der für die Wasserstoffnutzung erforderlichen Sensorik und geeigneter Katalysatoren. Ein wichtiges Anwendungsfeld liege dabei in industriellen Prozessen wie der Aluminiumschmelze. Daran anknüpfend erläuterte Oliver Hommel von Aluminium Norf die eigenen Bemühungen zur Senkung des Energiebedarfes durch technologische Innovationen und den zunehmenden Fokus auf Recycling-Aluminium.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Wasserstoff in der Energiewende unterschiedliche Bedeutung haben. Herr Dr. Becker erläuterte, dass wasserstoffbetriebene Fahrzeuge einen wichtigen Beitrag zum Technologiemix in der Verkehrswende leisteten. Gleichzeitig stellte er jedoch auch klar, dass der Einsatzzweck der Wasserstofftechnologie primär in der industriellen Verwendung und weniger im Verkehrsbereich läge. So wüchse bei der neoxid group die Nachfrage vor allem aus der Industrie, wo synthetische Kraftstoffe unter Verwendung von Wasserstoff eine wichtige Brückentechnologie seien, so Ostermann

Auch in der Aluminiumproduktion von Aluminium Norf solle die erdgasgebundene Herstellung perspektivisch durch Wasserstofftechnologien ersetzt werden. Dafür habe man Kooperationen mit Wissenschaft und Hochschulen etabliert. Herr Dr. Weckmann verdeutlichte im Anschluss daran, dass die aktuelle Energiekrise ebenso wie die Debatte um die Klimaneutralität die Nutzung von Wasserstoff stark befeuere. Von der Stadt Neuss wünschten sich die Beteiligten weitere Veranstaltungen und Formate zur Vernetzung sowie pragmatische Unterstützung auch bei der Nutzung der Förderlandschaft. Begrüßt wurde zudem die gezielte Auseinandersetzung mit dem Thema Wasserstoff im Rahmen einer aktuell laufenden Machbarkeitsstudie.

In der zweiten Runde mit Neusser Unternehmen berichtete Dr. Sven Prollius von der Vielfalt der Ansätze zur CO2-Einsparung im Multitechnologiekonzern 3M. Der Logistik-Dienstleister Contargo erreiche durch den kombinierten Verkehr mit LKW, Schiene und Schifffahrt erhebliche Einsparungen gegenüber dem direkten LKW-Transport. Der Bezug erneuerbarer Energien und der Einsatz von E-LKWs reduziere zudem den direkten Ausstoß, so Contargo-Geschäftsführer Jürgen Albersmann.

Lisa Engers erläuterte anschließend für die Stadtwerke Neuss ein Projekt zur Optimierung des Energiekonzeptes einer Kläranlage. Durch ein effizientes Blockheizkraftwerk und die Errichtung einer Photovoltaikanlage könne an der Kläranlage Süd inzwischen fast die Hälfte des Strombedarfes durch Eigenerzeugung gedeckt werden.

Die Panel-Teilnehmer*innen auf der Bühne des Zeughauses.

Mit Blick auf die unterschiedlichen Themen und Beispiele wies Herr Dr. Weckmann in der anschließenden Gesprächsrunde auf die besondere Bedeutung für die Vermarktung des Standortes Neuss und des innovativen Unternehmensumfeldes vor Ort hin. Die bemerkenswerte Vielfalt der Ansätze verdiene besondere und stärkere Sichtbarkeit. Gerade die im Panel aufgezeigte Bandbreite der Projekte sei wichtig für eine erfolgreiche Strategie auf dem Weg zur Klimaneutralität, erläuterte Dr. Prollius.

Die Erfahrung bei 3M zeige, dass gerade kleinere Projekte die Chance zum Experimentieren böten und als Grundlage für größere und grundsätzlichere Vorhaben dienten. Jürgen Albersmann stellte klar, dass es nicht gleichzeitig und gleichwertig möglich sei, den Energiebedarf zeitnah CO2-neutral zu decken. Besonders die Umstellung der Binnenschifffahrt stehe noch vor einem weiten Weg. Grund dafür seien vor allem die langen Laufzeiten der Schiffe, die einen breiten Einsatz wasserstoffbetriebener Antriebssysteme verzögere.

Auch bei den Stadtwerken habe sich die Strategie der unterschiedlichen und sich ergänzenden Ansätze bewährt. So wies Lisa Engers unter anderem auf die Beteiligung an der Neusser Machbarkeitsstudie zur Wasserstoffnutzung oder die Ausstattung der eigenen Verwaltungsgebäude mit Photovoltaikanlagen hin. Die CO2-Neutralität sei kein Modellprojekt für den Einzelfall mehr, sondern ein etabliertes Ziel für das gesamte Handeln der Stadtwerke. Und auch eine beratende Funktion für Unternehmen sollten die Stadtwerke Neuss übernehmen: Durch die Maßnahmen sei ein breites Wissen und Know-How entstanden, welches Unternehmen zur Verfügung gestellt werden könne. Gerade diesem Schritt wies Dr. Weckmann in seinem abschließenden Statement noch einmal besondere Bedeutung zu: kleine und mittlere Unternehmen seien auf dem Weg zu einer klimaneutralen Produktion auf Unterstützung angewiesen. Der öffentlichen Hand komme in diesem Zusammenhang deshalb sowohl eine fördernde als auch eine fordernde Rolle zu.