Historisch
Römische Mansio
An dieser Stelle stand im 3. Jahrhundert n. Chr. unmittelbar über dem damaligen Rheinufer eine römische Herberge (mansio). Die Grundmauern wurden bei Ausgrabungen freigelegt. Teile sind durch das Sichtfenster im Original zu sehen. Der Grundriss ist im Pflaster dargestellt. Der Umriss des Gebäudes betrug ca. 12 × 22 m. Es war aufwändig mit Grauwacken und Schiefer fundamentiert.
Das aufgehende Mauerwerk bestand aus gesägten Tuffsteinen und war im unteren Geschoss zwei römische Fuß, etwa 60 cm, stark. Die Baumaterialien stammten alle aus der Vordereifel. Sie wurden im römischen Hafen von Andernach verladen und per Schiff nach Neuss transportiert.
Innerhalb des Gebäudes lassen sich fünf Räume unterscheiden. Die beiden Mittelräume waren durch in den Boden eingelassene und mit Ziegelplatten abgedeckte Kanäle beheizbar. Zahlreiche Funde von Hohlziegeln (Tubulaturröhren) lassen vermuten, dass die warme Luft über eine Wandheizung nach oben geleitet wurde.
In der Südostecke konnten auf einer Estrichschicht die Pfeiler einer flächigen Fußbodenheizung (Hypokaustenanlage) freigelegt werden. Sie beheizte eine kleine Badeanlage. An der Vorderseite und an der Südseite umgab die Herberge eine Veranda (porticus).
Vor der Südecke des Gebäudes stand ein massiver Tuffsteinbrunnen, an dem die Zugtiere der Reisenden versorgt werden konnten. Die Brunnenfassung ist in Neuss einzigartig. Sie besteht aus ca. 80 × 80 cm großen, passgenau gesägten, im Original erhaltenen Segmentsteinen, die in der Nähe von Kruft in der Eifel in einem Bergwerk gebrochen wurden.
Dank der herausragenden Lage am Rhein und der direkten Anbindung an die römische Rheinuferstraße konnte die Herberge von Reisenden auf dem Wasser- und Landweg genutzt werden. Das Gebäude wurde im 4. Jahrhundert aufgegeben und diente ab dem 9. Jahrhundert als Steinbruch.
Quellen und Texte: Amt für Stadtplanung, Untere Bodendenkmalpflege
Grafisches Konzept: Cornelius Uerlichs