Neue Töne vom Flötenmann
Blockflötist Gabor Vosteen gastierte im ausverkauften Pauline-Sels-Saal und begeisterte sein Publikum. Lesen Sie den Bericht aus der NGZ vom 14. März 2018 von Hansgeorg Marzinkowski
Die Blockflöte, in der Barockzeit das führende Blasinstrument in der Ensemble- und Solomusik, führt heute als Laien- und Anfängerinstrument ein oft honorig belächeltes Schattendasein. Mit dieser Einschätzung räumte nun der Blockflötist Gabor Vosteen (38) auf Einladung der Musikschule mit Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Neuss gründlich auf. Denn der gebürtige Delmenhorster und in Berlin lebende Musiker verbindet Musik, Comedy und Pantomime zu einer einzigartigen Show. Sie hat ihm spätestens seit seinem zweijährigen Gastspiel im Circus Roncalli den Beinamen "Der Flötenmann" eingebracht.
Seine Vision ist, "die Welt mit dem bedeutendsten Instrument der Menschheit zu retten". 70 Minuten lang reißt der Künstler die Zuhörer im ausverkauften Pauline-Sels-Saal des Romaneum von einer Überraschung zur nächsten. Mit unzähligen Plastikflöten, einer rockigen E-Flöte, der einzigen Leopardenbassflöte der Welt und natürlich edlen Holzinstrumenten spielt er Musik, die man so noch nie gehört hat. Der absolute Clou: Mozarts "Kleine Nachtmusik" auf fünf Flöten gleichzeitig. Da kommen auch beide Nasenlöcher zum Einsatz.
Quasi en passant streut er aber immer auch virtuose, kleinere Stücke von Bach, Mozart, Paganini ein, die zeigen, dass er das Instrument perfekt beherrscht. Schließlich hat er an der Hochschule für Musik und Theater Hannover sein Diplom gemacht. Für seine mitreißende Bühnenpräsenz dürfte aber eher das Clownstraining in einer Zirkusschule in Budapest verantwortlich sein.
Nahezu ohne Worte, aber mit ausgeprägter Mimik und Gestik motiviert er auch das Publikum zu außergewöhnlichen musikalischen Leistungen. Sein Charme lockte Zuhörer bereitwillig auf die Bühne, die dann nach zwei-, dreimaligem Proben gekonnt mit ihm die richtigen Flötentöne zelebrierten. Das amüsierte kleine wie große Zuhörer gleichermaßen. Diverser Verkleidungskünste wie Flötenröckchen oder Indianerschmuck aus Flöten hätte es nicht unbedingt gebraucht. Sein Outfit mit zu Bergen stehenden Haaren war ohnehin originell.
Ein interessantes Intermezzo war ein Jazzstück auf der E-Flöte, durch Bassloop mehrstimmig aufgebaut. Mit nur einer kleinen Zugabe ("It's time to say Goodbye") musste ein begeistertes Publikum auskommen.
In ein Loblied stimmten auch anwesende Fachlehrer mit ein, und Holger Müller, Leiter der Musikschule, war sogar der Meinung: "Das war eine Sternstunde für unsere Schule." Bereits am Vormittag hatte Gabor Vosteen eine Extra-Vorstellung für Grundschulklassen gegeben. "Wir hätten das gleich mehrfach veranstalten können", sagte Fachleiterin Dagmar Wilgo, " "aber wegen der begrenzten Kapazität des Pauline-Sels-Saals konnten wir nur die ersten Anmeldungen berücksichtigen." Immerhin kamen so sieben Klassen von der Pestalozzi-, der Adolf-Clarenbach- und der Friedrich-von-Bodelschwingh-Grundschule zu einem so lehrreichen wie lustvollen Erlebnis.